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14.08.2003 Von der Halbwüste ca. 55 km nordwestlich von Sharga bis in die Steppengebiete hinter der Stadt Altai

Beschreibung der Landschaft

Am heutigen Tag passierten wir den Übergang von der Halbwüstenzone zur Steppenzone und erreichten dazwischen den nördlichen Rand der Wüste. Die Halbwüsten hatten so weit südlich die bisher geringste Vegetationsbedeckung. In dieser Region befindet sich auch das nördlichste Vorkommen von Haloxylon ammodendron, dem strauchigen Saxaul, einer Charakterpflanze der sandigen Wüsten und Halbwüsten. Weiter westlich schlossen sich schließlich wieder Steppen an, wie zum Beispiel Kurzgrassteppen. Da weiterhin das Dauerregenwetter nicht sehr einladend war, fuhren wir nach dem Saxaul-Standort die Strecke ohne Zwischenstopp bis zur Stadt Altai, die von schneeweißen Berggipfeln umrundet war.

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Wir erwachten, nachdem wir nachts nach langen Umsortieren doch alle einen Schlafplatz gefunden hatten, in einer wunderschönen Luxusjurte, die uns freundlicherweise von einer Mongolin überlassen wurde. Es war herrlich warm darin und das Frühstück war dadurch sehr gemütlich. Bevor wir uns von dieser netten Mongolin verabschiedeten, wurden noch ein paar Fotos gemacht. Draußen regnete es und es war kalt.
Auf einmal war er da, der Saxaul! Diese herrliche Haloxylon-Halbwüste erlebten wir wieder einmal im Regen, was etwas ganz Besonderes war. Von Bazuch, dem Fahrer des Herbarbuses, erfuhren wir, daß der Saxaul auf Mongolisch „Zak“ heißt. Sabrina meinte daraufhin, beim Betrachten des Haloxylons, überschwenglich: „Ob „Zar Zar“ von „Zak“ kommt.?“ Da das Wetter nicht sehr einladend war, fuhren wir die Strecke bis zur Stadt Altai fast völlig durch. Nur einaml machten wir Halt an einer Bergkette, weich gerundet und malerisch in gelb, grün und rot gefärbt. Zeit für Fotos.
Im Herbarbus ging eine Weinflasche zum Abschied von Claudi rum. Dann erreichten wir Altai. Diese Stadt war von schneeweißen Berggipfeln umrundet. Die Suche nach Essen für die große Gruppe gestaltete sich als schwierig. Endlich hatten wir ein Restaurant gefunden in dem alle Platz hatten und satt werden konnten. Die Luft des Raumes war von diesiger Fettluft durchtränkt, was das Atmen beim Eintreten erschwerte. Wir hatten alle schon mächtig Hunger. Das Warten wurde mit einer leckeren Suppe belohnt. Danach gab es sogar noch Chuschur mit scharfem Ketchup. Da die Toilette im nebenliegenden Hotel defekt war, fand die grüne Holzbude der Polizeistation regen Zuspruch. Für die Weiterfahrt brauchten unsere 3 Busse noch Benzin. Die Tankstelle war von Autoschlangen nur so zugestopft. Das Warten fiel schwer, denn es wurde immer kälter, bitterkalt. Doch unsere Fahrer haben das Benzin auch wieder einmal in zuversichtlicher Weise organisiert bekommen. Wie sie das bei diesem Andrang hinbekommen haben, ist mir ein Rätsel. Nun war es soweit, Claudi mußte gehen. Wie sie zurück nach Khovd kommen wird, war an diesem Abend noch nicht abzusehen Es war sehr schön, daß sie uns bis hierhin begleitet hatte. Zu unserem nächtlichen Rastplatz, sind wir das erste Mal im Dunkeln losgefahren. Nach dem Zeltaufbauen stießen die Jungs noch kräftig mit Wodka und dem unvergesslichen „Menni Nights“ an.

text by: P. Steffenhagen

13.08.2003 Vom Zeltplatz am Fluss Khoyd-Tsenkher-Gol bis kurz vor Sharga

Allgemeine Charakterisierung der Landschaft

Der Startpunkt unserer Reiseroute an diesem Tag liegt in der Aue des Khoyd-Tsenkher-Gol, ca. 70 km südöstlich von Khovd. Aus dem mongolischen Altai kommend, geht der Fluss in tieferen Lagen getrennte Wege. Zum einen versiegt das Wasser in den Weiten der Halbwüste, während ein anderer kleinerer Flussarm mit temporärer Wasserführung in Richtung der Feuchtgebiete am Südufer des Khar-Us-Nuur verläuft.
Die Aue ist in eine Schotter-Halbwüste eingebettet, welche im Norden und Süden von den Gebirgszügen des Mongolischen Altai begrenzt wird. Diese in Schutt aus Steinen und Kiesen ertrinkende Landschaft wird einmal durch die Abtragungsprozesse der Gebirge und zum anderen durch das Herauswehen des Feinmaterials geformt. Es handelt sich um einen Übergangsstandort vom Feuchtgebiet am Flussufer zur Wüstensteppe bzw. Halbwüste. Im Vergleich zu den Steppen an unserer Nordroute sind die Temperaturen in der Halbwüste höher, die Vegetationsperiode beginnt früher und dauert mit 7 Monaten von Mitte März bis Mitte Oktober ca. 2 Monate länger. Das Ergebnis dieser äußeren Bedingungen zeigt sich für uns in der bereits fruchttragenden Vegetation.
Das Landschaftsbild wurde, wie schon am gestrigen Tage, vorrangig durch die Halbwüste bestimmt. Während wir uns auf einer Höhenlinie zwischen 1.300 bis 1.500 m fortbewegten, begleiteten uns zur linken und rechten Seite der Route die Gebirgszüge des Mongolischen Altai. Bedingt durch die starken Regenereignisse dieses Sommers kamen wir immer wieder an Erosionsrinnen vorbei, wo sich das Abflusswasser tief in das Erdreich einschnitt und so teilweise eine bizarre „Canyon-Landschaft“ entstehen ließ. Die diesjährigen sommerlichen Niederschlagsmengen sind eher ungewöhnlich für diese Halbwüsten-Region.

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Eigentlich lässt sich der Tag kurz und knapp beschreiben: Da das Wetter nass, windig und kalt war, nutzten wir die Bedingungen die Zeit im Bus zu verbringen und km zu schaffen. Ich war mir an diesem Tage nicht sicher, ob wir wirklich in der Halbwüste der Mongolei unterwegs sind oder vielleicht doch in Schottland. Wir sind den ganzen Tag, mehr oder weniger, durch eine einzige graue Wolke gefahren, der Wind setzte noch einen drauf, so war es richtig ungemütlich. Das Landschaftsbild wurde, wie schon am gestrigen Tage, durch die Halbwüste bestimmt. Während wir uns auf einer Höhenlinie zwischen ca 1300 bis 1500m fortbewegten, begleiteten uns zur linken und rechten Seite, in wesentlich größeren Höhen, die Gebirgszüge des Mongolischen Altais. Bedingt durch die starken Regenereignisse kamen wir immer wieder an Erosionsrinnen vorbei, wo sich das Abflusswasser tief in das Erdreich einschnitt und so teilweise eine bizarre „Canyon-Landschaft“ entstehen konnte. Die diesjährigen sommerlichen Niederschlagsmengen sind eher ungewöhnlich für diese Region (Halbwüste), der durchschnittliche Jahresniederschlag beträgt eigentlich ca 120mm. Auch wenn der Regen unser Gemüt nicht gerade erhellt hat, so schien zumindest die Pflanzenwelt zu jubilieren, sie präsentierte sich in einem frischen grünen Kleid, alles blühte und gedeihte.
Der Abend wurde dann aber doch noch schön, wir nächtigten bei einer mongolischen Familie kurz vor Sharga, welche uns für einen kleinen Obolus eine Jurte zur Verfügung stellte. Im Gegensatz zur Außentemperatur war es in der Jurte richtig warm und gemütlich. Es gab noch lecker Suppe bevor wir (17 Leute) eng an eng, aber warm, uns ins Land der Träume begaben. Ebenfalls nach einer warmen Unterkunft suchend, verirrte sich eine Freiburgerin in die gleiche Jurte. Sie war ursprünglich mit ihrem Freund auf zwei Kamelen unterwegs, bis das Kamel mit dem Freund durchbrannte. Die holde Maid hatte die Karten, er das Zelt, sein Kompass war kaputt und beide waren weder der mongolischen noch der russischen Sprache mächtig. Tja und nun irren sie durch die Wüste in der Hoffnung sich in diesem weiten Land wieder zu finden. Na ja, ganz schön blauäugig die zwei oder?

text by: A. Münzer

12.08.2003 Vegetationsaufnahmen im Halbwüstengebiet südlich von Khovd

In den Halbwüsten 25 km südöstlich von Khovd wurde ein Transekt in Richtung Südwest-Ufer des Khar-Us-Nuur-Sees gelegt. Die einzelnen Standorte (1-6) lagen in wenigen Kilometern Abstand voneinander. Das Gebiet umfasst die GPS Koordinaten N 47°56’14’’ E 91°47’39’’ bis N 47°46’48’’ E 91°59’50’’ und liegt im südwestlichen Bereich des Khar-Us-Nuur-Nationalpark.
An sieben Standorten wurde die Vegetation erfasst, um Standards für Vergleiche bei der Luftbildauswertung im Rahmen der Diplomarbeit von Martin Kretschmer (KRETSCHMER 20004) festzulegen. Dazu wurden in 20 m² großen Flächen Vegetationsaufnahmen nach Braun-Blanquet erstellt und dabei alle Arten mit ihrem Deckungsgrad bestimmt.

text by: S. Rilke

08.08.2003 – 11.08.2003 Bergsteppen und alpine Matten westlich von Khovd

Allgemeine Charakterisierung der Landschaft

In den drei Tagen half die eine Hälfte der Gruppe den Diplomanden Catharina Knopf und Gerrit Werhahn (Universität Rostock) bei den Untersuchungen für ihre Diplomarbeit zu dem Thema Vegetationsveränderungen entlang von Beweidungsgradienten (KNOPF & WERHAHN 2004). Neben der Erstellung von Vegetationsaufnahmen, zählten wir Schafköttel und abgebissene Horste um Rückschlüsse auf die Weideintensität zu ziehen.
Wir schlugen unser Lager im Ausläufer des Mongolischen Altai westlich von Khovd auf. Die abgerundeten Bergkuppen waren überwiegend von Stipa-Bergsteppen eingenommen, die als Winterweide genutzt werden und dadurch mit unverbissenen Gräsern bestanden waren.
Am zweiten Tag fuhren wir auf ca. 3.000 m in den Altai hinein, um dort weitere Vegetationsaufnahmen im alpinen Gürtel zu machen. Die Vegetation wurde mit zunehmender Höhe spärlicher. Die letzten Höhenmeter kletterten wir über eine Blockhalde, in deren Lücken alpine Matten und Quellfluren ausgebildet waren. Hier trat der Altai-Endemit Stellara pulvinata auf. Auf der Spitze des Bergzuges fanden wir eine Blockhalde mit gering deckender Vegetation vor.

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Es war eine Wohltat, nicht mehr jeden Morgen das Zelt abbauen zu müssen. Unser Lager befand sich mitten in einer wunderbar goldenen Stipa-Bergsteppe. Die Einsamkeit wurde nur durch zahlreiche Vögel, Kamele und Pferdeherden unterbrochen und einer Schafherde, die am letzten Tag von singenden Hirten begleitet in das Tal zog. Neben dem Zählen von Schafkötteln und abgebissenen Horsten (das wird uns wohl noch ewig im Schlaf verfolgen) blieb endlich mal Zeit zum Entspannen und für abendliche (nächtliche) Bergbesteigungen bei Vollmond.
Die Fahrt hinauf in die Berge erwies sich als ein Abenteuer. In der Nacht vorher hatten die Fahrer den Motor ausgebaut und waren auf der Suche nach Ersatzteilen ins Tal gefahren. Wider erwarten stand der Bus morgens abfahrbereit da und wir holperten zuerst in ein Tal und dann immer höher hinauf. Die Busse quälten sich unterbrochen von vielen kühlwasserbedingten Stopps, nach oben und mit jedem Höhenmeter wurde der Weg schlechter. Ohne die Hilfe eines mongolischen Beifahrers hätte es unser Fahrer wohl nicht geschafft. Immerhin konnten wir bei den Zwangspausen Yaks beobachten und wurden sogar in die Jurte einer kasachischen Familie zu Tee, Yakbutter und Gebäck eingeladen.
Nach stundenlangem, mühevollem Geholper kamen wir endlich oben und durften die letzten Höhenmeter über große Blockhalden nach oben klettern. Die Luft wurde merklich dünner und außer Atem kamen wir oben an, wo uns ein atemberaubendes Panorama mit den hohen, schneebedeckten Gipfeln des Altai empfing. Leider war es auch eiskalt und so waren wir fast froh, dass wir nur noch sehr wenig Zeit für Aufnahmen hatten. Zusammengekauert arbeiteten wir einen Standort ab, liefen zurück in die warmen Busse und schon ging es wieder nach unten.
Leider ging die ruhige zeit viel zu schnell vorbei und wir mußten wieder zurück in die Zivilisation. Auf dem Rückweg legten wir einen Zwischenstopp an einem Tümpel ein und selbst die kleinen, stechenden Tierchen im Wasser konnten uns nicht an unserem ersten Bad seit vier Tagen hindern.

text by: S. Köppen

06.08.2003 Vom Khyargas-Nuur durch die Halbwüste nach Seer (Dörgön Sum) nordöstlich des Khar-Us-Nuur

Charakterisierung der Landschaft

Vom Khyargas-Nuur ausgehend wurden bis zum Abend verschiedene Halbwüsten-Gesellschaften durchquert. Wir sind damit endgültig in die ariden Bereiche der Mongolei vorgedrungen. Die Vegetationsbedeckung nahm im Vergleich zu den vorherigen Tagen bis auf weniger als 10 % ab. Die Bodenbildung war gering und häufig stand kiesiges stand an der Oberfläche an.
Von der Trockenheit und der hohen Verdunstung zeugte ein fast vollständig ausgetrockneter Salzsee nahe dem Khyargas-Nuur. Von dort aus fuhren wir durch eine Halbwüste, die kilometerbreit von vielen Fahrspuren durchzogen war. Daran schlossen sich eine Caragana-Strauchhalbwüste und eine Stipa-Anabasis-Halbwüste an. Am Rastplatz, in Sichtweite des nahegelgenen Sumzentrums Seer (Dörgön Sum) am Khar-Us-Nuur, fanden wir in Ufernähe eine Halerpestidi Hordeetum brevisubulati – Gesellschaft (HILBIG 1995).

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Der Sturm der Nacht war vergangen. Es regnete bzw. nieselte. Das Frühstück war dementsprechend kurz, mit salzigem Tee und Kaffee. Unsere Wasservorräte waren aufgebraucht und so mussten wir Wasser vom Hyargas Nuur nehmen. Trinkwasser gab es erst später, abgesammelt von der gestreiften Plane, die zwischen die Busse gespannt war. Bemerkenswert war der Strand des Hyargas Nuur, bestückt mit vielen grünen Steinen. Wir bauten schnell unsere Zelte ab. Unser Reiseziel war Khovd.
Wir durchfuhren die Halbwüste, im Regen! Am Tag zuvor waren uns hier die Nasenflügel eingetrocknet. Noch vor Mittag erreichten wir einen fast ausgetrockneten kleinen Salzsee westlich des Hyargas Nuur. Der Geierbus war ganz außer sich, gab es doch hier viele Vogelarten zu sehen. Durchs Fernglas konnte man auch schneebedeckte Gipfel des Altai bewundern. Sabrina freute sich besonders über die „Spitze“ der Chenopodiaceen: Anabasis brevifolia. Endlich! Wir lernten viel interessantes über Salzpflanzen.
Toll war auch der Solonchak, denn er bestand aus reinsten, anschmiegsamsten Ton. Viele konnten nicht ihre Hände davon lassen und einige legten sich eine Kriegsbemalung zu. Eigentlich wollten wir noch die „Heißen Quellen“ suchen. Wir verwarfen dieses unsichere Unterfangen, waren sie doch schon am Vortag nicht auszumachen gewesen. (Zum Glück waren wir doch schon alle vorher baden.) Vorgesehen war, evtl. Anne und Martin Schnittler bei Dorgon zu treffen, um dann zusammen nach Khovd zu fahren. Aber als wir dort an den Jurten (Gers) ankamen, waren sie gerade fort. Diskutiert wurde, ob wir hier nun die Nacht verbringen oder noch weiter nach Khovd fahren. Wir blieben.
Unsere Zelte standen an der Verbindung des Khar Us Nuur mit dem Dalai Nuur (einen kleinen Nebensee). Von weiten war Dorgon, vom Sonnenlicht wie vergoldet, zu erkennen. Das Wasser des Flusses war warm und lud zum Baden ein (leider etwas unklar).
Die Jungs haben mit Hartmut noch Landschaft geschaut und viele Vögel entdeckt. Toilettenprobleme wurden auch diskutiert und Andy suchte mit einer Rolle Klopapier das Weite. Wieder gab es einen bilderbuchmäßigen Sonnenuntergang und man wusste nicht, wo man zuerst hinschauen sollte. Abends gab es, glaube ich, irgendetwas mit Hirse. Die Mücken taten sich an uns gütlich … . Ein Mongole aus der Jurte von Nebenan hatte für uns zwei Fische gefangen. Des nachts gab es Wodka mit Udo und den Fahrern. Zwei Gewitter zogen an uns vorbei.

text by: P. Steffenhagen

05.08.2003 Von der Bergsteppe bei Numreg zum Salzsee Khyargas-Nuur im Becken der Grossen Seen

Charakterisierung der Landschaft

Das Becken der Grossen Seen ist eine der großen mongolischen Naturräume. Eingebettet zwischen dem mongolischen Altai und dem Khentei- Gebirge gliedert es sich in drei abflusslose Teilsenken. Im Norden beherbergt die Uvs nuur Senke den grössten Salzsee der Mongolei, den gleichnamigen Uvs nuur. Südlich dessen schliesst sich die Khargas nuur Senke, mit gleichnamigen See, dem Khar us nuur und den Khar nuur an. Im südlichöstlich gelegenen Teil des Beckens der Grossen Seen liegt die Saryn gov Senke. Das Becken der Grossen Seen ist ein Binnenentwässerungsgebiet in welchem sämtlich vorkommende Flüsse letztendlich in abflusslosen Salzseen enden. Einer der am tiefsten und sehr stark ausgesüßten Seen ist der Khargass nuur entlang unsere Route. Begleitend zu den zahlreichen großen Seen finden sich viele kleine, periodisch trockene Gewässer. Viele dieser Kleingewässer weisen starke Versalzungserscheinungen auf. Außerdem finden wir im Becken der Grossen Seen von Salzpfannen über Takyre bis hin zu Solontschaks und Solonetze alle Varianten der Bodenbildung und Bodenausprägung unter Salzeinfluss. Ursache dessen, ist die extrem niedrige Niederschlagsrate sowie die hohe Verdunstungsrate (damit einhergehend ein aufsteigender Bodenwasserstrom und die Auskristallisation der mineralischen Bodensalze). Physisch- geographisch ist das Klima der Region bedingt durch den Lee Effekte der umliegenden Gebirge sowie die vergleichsweise tiefe Lage der Region.

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Ein Zeltplatz in schöner Hanglage, zwischen Granitdurchragungen, die abwärts verlaufend, die Zelte von der Küchenecke trennen. Die aufgehende Sonne wirft lange Schatten an Telegraphenmasten, welche die vor uns liegende Ebene durchqueren. Eine Ebene, nicht unendlich weit, sondern dort hinten begrenzt von kleinen Hügelketten mit Lärchenwäldern bedeckt. Sanft abfallende, vom eigenen Schutt verflachte Herausragungen, die sich gemächlich nach Norden und Süden ausdehnen. Am Ende des Horizontes schieben sich, vom morgendlichen Dunst gefangen, die Ausläufer eines Sees ins Bild. Hell glänzend, sich abhebend im noch tiefen Stand der Sonne, Stipa grandis als Flickenmuster auf einem Untergrund grün- grauer Farbe. Auf jenem Untergrund zieht sich ein feines Netz miteinander verwobener hellgrüner Linien den Berg hinunter. Formt somit polyederartige Muster zwischen schwarz-grauen, Schatten werfenden Schotterflächen. Durch die Talebene bewegen sich mittlerweile schwarze Yaks, während ein Reiter die Telegraphenmasten passiert. Aus dem Schornstein einer Yurte, neben einem kleinem Hügel in der Mitte des Bildes, dringt Rauch, scheint unbeweglich zu verharren. Die Gruppe hat in der Zwischenzeit angefangen, im, wie gewöhnlich organisiertem Chaos, die Zelt ein- und die Busse voll zupacken. Wird dabei begleitet von Mittelwelle-Rauschen und der Gruppe Khuurd aus dem Autoradio. Sergej, in der gewohnten NIKE Sporthose, seiner Schneejeansjacke und dem Anglerhütchen schlendert durch die Gruppen. Vor der Abreise, die uns heute in Becken der Grossen Seen führen soll, erfolgt die nun schon übliche Standortsansprache. Interessiert um Sabrina stellen die Vegetation vor, während andere sich mühen im Flachgründigen und Skelettreichem Boden einen Schürf anzulegen. Ebenfalls schon üblich, begleitet von einer Kette von Konjunktiven, im ungefähren Wortlaut: „sollte, könnte, müsste, dürfte, scheint“. Die Konsensfindung erweißt sich wie gewöhnlich als nicht so einfach. Grundsatzfragen ob nach KA4, SEA, FAO oder SUCCOW angesprochen werden soll, Interpretation von Farbabstufungen und Uneinigkeit in der Klassifikation geben der Bodenansprache, wie alltäglich, einen immer wiederkehrenden Reiz.
Nachdem die Fahrt, für Sebastians Geschmack mal wieder zu spät, dann aber doch begonnen hatte, passierten wir schon kurz darauf ein kleines armseliges Örtchen. Einige wenige Holz- oder Lehmbauten, neben einer grossen Antenne der Regionalpost. Zwei, drei kleine Läden in der Vorderseite der Häuser und die nun schon obligate Reitersmänner auf ihren Pferden. Die Hügel zogen sich im Laufe des schon späten Vormittages immer mehr zurück und machten Raum für eine sehr weite Ebene, das Becken der Grossen Seen. Nicht nur dass sich die Landschaft öffnete, man merkte auch spürbar dass wir uns in tiefere Lagen bewegten. Die Wiesen- und Bergsteppe, ebenso wie die letzten Ausläufer der Larix bestände machten nun Platz einer kargen und scheinbar trockenen (Kies-) Halbwüste.
Dem engen Zeitplan Rechnung tragend, kam es während des heutigen Tages zu keinen grösseren Stopps entlang des Weges. Sicher sehr zum Bedauern einiger jener, welche länger an einer kleinen salzigen Senke oder dem Ostufer des Khargas nuur verweilt hätten. Doch mit der Aussicht auf heiße Quellen, die in unserer Karte verzeichnet waren, wurde die, wie immer demokratische, Entscheidung getroffen das Abendlager dort aufzuschlagen. Nur mussten vorher, autokratisch, einige der Teilnehmer überzeugt werden ihren Badestopp zu beenden. Die Suche nach den heissen Quellen gestaltete sich leider erfolglos. Das mag auf die Ungenauigkeit der Karte, die unpräzisen Beschreibungen des Reiseführers oder unseren Erwartungen gelegen haben. An der vermeintlichen Stelle trafen wir lediglich auf ein paar kleine, sich entlang der Strasse duckenden, Lehmbauten. Am Ufer des Sees platziert, vor dem nahen Hintergrund einer kleinen sich erhebenden Hügelkette. Vor diesen Hintergrund ein zweistöckiges Gebäude, an ein verfallendes Hotel, Sanatorium oder Wohnheim erinnernd. Umringt von einem löchrigen Holzzaunes, welcher bröckelnde Skulpturen im verwilderten Garten abgrenzte. Sergej fragte unterdessen in der lokalen Bevölkerung, die den Strand vor dem Lehmbauten bevölkerte, nach den Quellen. Doch alle Informationen, welche wir extrahieren konnten, liefen darauf hinaus, dass sich die Quellen in eben jenen verfallen Hotelgebäude befanden. Eine Aussage, die das Interesse an einem warmen Bad merklich abkühlen ließ. So wurde die Entscheidung gefunden, nur wenig weiter zu fahren, um die Zelte auf einer kleinen Landzunge, am Ufer des Sees aufzuschlagen. Eine Strand dessen Substrat aus mittelgroben Kies nahezu übergangslos in die Kieshalbwüste mündete. Das Wetter hatte sich im Laufe des Nachmittags derart gebessert, dass der See spiegelblank vor uns lag und den ein oder anderen nochmals in seine sehr kühlen Fluten lockte.
Jedoch sollte Petrus uns noch ein kleines Alltagsabenteuer bescheren an diesem Abend. Man war gerade dazu übergegangen die Zelte aufzubauen, als ein furchtbarer Wind, von einer Schlechtwetterfront vorangetrieben, unser Lager erfasste. Ein ablandiger Starkwind der Stärke 6-7 Bft. machte das Zeltaufbauen zu einem kollektiven Kraftakt ungewohnter Gruppendynamik. Pro Zelt waren sieben bis acht Leute damit beschäftigt die Häringe zu verankern, die Zeltenden zu vergraben oder die Zeltschnüren singenden Sehnen gleich zu straffen. Unsere, wie immer umsichtigen Fahrer hatten die Busse mittlerweile in U-Form geparkt, wodurch mittels einer Plane ein Windschutz geschaffen ward. Hinter eben jener verkroch sich die gesamte Truppe und lauschte dem Heulen des Windes im Konglomerat der Wagen. Der äolischen Verlagerung von Feinmaterial Rechnung tragend, war das Abendessen angereicht mit gutem, unverdaulichen mongolischen Bodensubstrat. So klang der Tag aus, an welchem Sebastian und Sabrina wieder die schwere und undankbare Bürde der Antreiber zu tragen hatten und sich damit sicher nicht beliebter gemacht haben. Doch muss den beiden an dieser Stelle ein zutiefst empfundener Dank ausgesprochen werden. Denn ohne den unermüdlichen und aufopfernden Einsatz der beiden wäre die Exkursion nie zustande und in ihrer erfolgreichen Durchführung nie so weit gekommen.

text by: S. Schmidt

04.08.2003 Von den nördlichen Ausläufern des Khangay-Gebirges nach Westen in die Bergsteppe bei Numreg

Allgemeine Charakterisierung der Landschaft

Unser morgendliches Lager befand sich noch in der Lärchentaiga des Khangay-Gebirges. Hier konnten wir bis in die alpine Stufe die typische Vegetationsausprägung vom Wald (bestehend aus Larix sibirica und Pinus sibirica), einem Birkenstrauchmoor, zu Zwergstrauchfluren, in der alpinen Stufe schließlich Kobresia-Matten und Polsterfluren kennen lernen.
Im Laufe dieses Tages kam es jedoch zu einem deutlichen Wechsel der Landschaft. Unsere Fahrt nach Westen führte uns in tiefere Lagen, der Nadelwald verschwand ganz allmählich, er zog sich zunächst auf die Berghänge zurück. Wir durchquerten heute damit den westlichen Teil der Waldsteppenzone des Khangay. Hier stocken die Lärchen nur noch inselartig an nord exponierten Berghängen, auf denen Permafrost oberflächlich taut und damit ein Baumwachstum ermöglicht: ein interessanter Anblick, besonders wenn man diese wechselnden Strukturen über weite Flächen von oben beobachten kann. Außerdem fuhren wir einige Male an Flusstälern entlang, in welchen ebenfalls aufgrund der ständigen Feuchtigkeit noch Bäume vorhanden sind. Hier wuchsen neben Lärchen auch verschiedene Weidenarten.
Die Landschaft öffnete sich zeitweise gänzlich, wobei es sich dann überwiegend um Federgrassteppen handelte. Unser Nachtlager schlugen wir wieder in der Bergsteppe auf.

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Unser morgendlicher Lagerplatz war an einem Bach, unmittelbar neben der Straße aufgebaut. Vor unserer Weiterreise Richtung Westen, wurden als einzige Vorstellung von Landschaft und Pflanzen an diesem Tage, noch wichtige Arten der Gebirgstaiga nachträglich präsentiert. Diese waren am Vortag bei der Besteigung eines Berges gefunden worden. Da nicht alle Exkursionsteilnehmer an dieser Wanderung beteiligt waren, gab Prof. Schickhoff eine Einführung in diesen Landschaftstyp und in die dortigen Arten. Nach der Vorstellung dieser
wichtigen und hier letztmalig auf der Reise zu findenden Pflanzen wurden die Zelte abgebaut und eine den ganzen restlichen Tag dauernde Fahrt stand vor uns. Denn auch dieser Tag wurde wieder gänzlich dem Fahren gewidmet, nach der Devise „noch drei Tage dann müssen wir in Khovd sein!“. Deshalb haben wir am vierten August keine intensiven Standortsanalysen durchführen können. Also fuhren wir erst mal mehrere Stunden in unseren geliebten Bussen Richtung Westen, wobei wir allmählich die Taiga verließen und sich Weite der Steppe vor uns öffnete. Eine wohl allen notwendige Rast wurde an einem sehr netten Ort eingelegt. Hier kreuzte ein kleiner Fluss die Piste, in welchem sich sogleich einige von uns die Füße kühlten. Von vielen wurde der Halt auch zur intensiveren Erholung, also zum Schlafen genutzt. Einige jedoch bestiegen einen Felsen der unmittelbar am Fluss lag. Dort wurde neben den oben erwähnten Pflanzen auch ein geopferter Pferdekopf gefunden, es handelte sich wahrscheinlich um einen heiligen Ort. Jedenfalls sah die Landschaft insgesamt schön genug aus um als heilig zu gelten. Nach einer halben Stunde musste dieses herrliche Plätzchen aber auch schon verlassen werden, Khovd hatte erst einmal Priorität. So fuhren wir nun wieder mehrere Stunden, diesmal aber nur noch durch die Steppe. Das hieß eigentlich keine landschaftliche Veränderung, bis auf die Gebirgskulissen am Horizont. Vor einer solchen Bergkulisse haben wir dann auch eine Herde rastender Kamele entdeckt und mussten deshalb unbedingt anhalten. Unsere mongolischen Fahrer mit wohl allen Situationen klarkommend, schnappten sich sogleich ein Kamel vor unseren etwas ängstlichen deutschen Augen und einer von ihnen führte uns erst einmal einen ordentlichen Kamelritt vor. Danach hatten zwei mutige Männer unsererseits auch die Möglichkeit ihm gleich zu tun und schlugen sich gar nicht so schlecht, nur einen weiteren Reiter wollte das Kamel nicht mehr dulden. Neben den zoologisch Interessierten kamen auch die Botaniker hier auch auf ihre Kost: endlich wurde Salsola monoptera entdeckt! Immer weiter durch die Federgras-Steppe ging die Fahrt dann am heißen Nachmittag Richtung Westen. Irgendwann, schon ziemlich erschöpft entschlossen wir uns dann an einem Berg etwas weiter von der Piste entfernt zu übernachten. Ungefähr gegen 19.00 Uhr war das Fahren für diesen Tag dann beendet. Wir hatten einen schönen Zeltplatz gefunden, von welchem wir einen großartigen Blick in die sich nun im Abendlicht färbende Steppe hatten. Natürlich fehlten auch die üblichen mongolischen Besucher an diesem Abend nicht, die kaum, waren die Zelte aufgebaut, schon zu uns stießen…

text by: R. Dommain

03.08.2003 Vom Terkhiyn-Tsagaan-Nuur-Nationalpark in die Lärchentaiga des Khangay, ca. 60 km südöstlich von Tosontsengel

Allgemeine Charakterisierung der Landschaft

Die Bergsteppe ist eine Vegetationszone der Gebirge auf einer Höhe von 1.900–2.600 m, die in der Mongolei vornehmlich in den unteren Randlagen besonders der südlichen Gebirge zu finden ist. Der Deckungsgrad beträgt hier etwa 60–70 %. Weite Flächen werden im Sommer als Weide genutzt. Leitarten sind vor allem Stipa krylovii, Festuca lenensis und Carex pediformis. Ein Großteil der Bergsteppen ist durch intensive Beweidung degradiert. Auffällig ist dann der hohe Anteil an Artemisia-Arten und die Präsenz charakteristischer Degradierungszeiger wie z.B. Potentilla bifurca. HILBIG (1990) unterscheidet Gras-, Berg- und Wiesensteppen. Insgesamt sind die Bergsteppen der Mongolei in der Literatur relativ wenig bearbeitet.

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Unser Frühstück um 7 Uhr bereiteten unsere Küchendienstler Anne, Katja und Rolli vor. Dabei stellte sich heraus, das die leckeren Würste auf mysteriöse Weise verschwunden waren. Nach langer Fahrt wurde erst um 16 Uhr Mittag gemacht. Abends bereiteten die Fahrer für uns mongolischem Tee und dazu gab es eine köstliche, selbstgesammelte Pilzpfanne. Ein paar von uns erklammen einen Berg und sahen sich dort die sich nach einem Waldbrand parzellierte Vegetation an. Schock des Tages war das wirklich eisig, eisig kalte Wasser des nahen Flusses, was alle zu einer Katzenwäsche zwang. Interessante Einblicke erlaubte das doch ziemlich ungünstig platzierte Klo.

text by: N. Wornath

02.08.2003 Vom Ausläufer des Khangay Gebirges (zwischen Ikhtamir und Tsetserleg) bis zum Terkhiyn-Zagaan-Nuur

Allgemeine Charakterisierung der Landschaft

Die (Gebirgs-) Waldsteppe umfasst in der Mongolei den Khangay, die Gebiete zwischen Khangay, Khövsgöl und Khentey, den mongolischen Altai und dem Khingan nach HILBIG (1995) sind das etwa 25 % der Landesfläche. Diese Vegetationszone wird im Norden der Mongolei durch die Taiga und im Süden, im Nordwesten und im Zentrum durch die Steppe begrenzt.
Vor allem in den niedrigeren Bergregionen der Nordmongolei sind die Nordhänge und höhere Lagen oft mit Nadelwäldern bedeckt. Die Steppe beschränkt sich auf die südlichen Hänge und die Täler, so dass die Bergrücken oftmals die Grenze zwischen diesen beiden Vegetationstypen darstellen. Während der Fahrt hatten wir Gelegenheit, diese wie mit dem Lineal gezogene Scheidelinie mehrfach zu sehen. Ab Tsetserleg verläuft die Straße malerisch durch Schluchten und an Seen vorbei.
Nach Schickhoff (mdl. 2003) kann man in zunehmenden Höhen drei Lärchenwaldgesellschaften unterscheiden: 1. Geranio pseudosibirico Laricetum: mit Geranium pseudosibiricum, das kleinere Blüten als G. pratense hat. Hier lassen sich folgende Subassoziationen untergliedern: Aconitum barbatum Subassoziation; Caltha palustris Subassoziation. 2. Rhododendro Laricetum 3. Betulo fuscae Laricetum: mit Betula fusca und Betula platyphylla in der Strauchschicht.
In der unteren Bergstufe finden sich diese auf den Hangrücken, während die Täler durch das sommerliche Tauen des Frostbodens häufig vermooren. Unser Übernachtungsplatz lag zwischen Waldsteppe und Talmoor und wir konnten beide Standorte vergleichen.

Journal

Nach einer frostigen Nacht, die nicht nur auf einigen Zelten Rauhreif hinterlassen hatte, sondern auch auf Pflanzen, die ich sonst nicht unbedingt mit Eis bedeckt kenne, zog zunächst einmal der Frühnebel aus dem Tal und die Sonne gewann langsam wieder an Kraft und erwärmte uns bis zum Mittagessen schon wieder soweit dass ich liebend gerne in kurzen Sachen umher gelaufen wäre, wären da nicht die unzähligen Kriebelmücken gewesen, die auch von der Sonne wieder erweckt auf der ständigen Suche nach neuen Opfern waren. Womit sie, später an den vielen roten Punkten in den allen Gesichtern abzulesen, wohl auch sehr erfolgreich gewesen waren!
Gestärkt vom ausnahmsweise mal am Zeltplatz eingenommenen Mittagessen und nach dem mittlerweilen schon fast obligatorischen Zelte abbauen verließen wir dann erst um ca. 13:30 Uhr die buntblumige Waldsteppe und sollten erstmal für längere Zeit keine Bäume mehr sehen. Das Herbarmobil hatte zwischendurch mal Probleme einen Paß zu überqueren und rutschte rückwärts den Berg wieder hinunter. Sergej sah das Problem schon bevor die ganze Besatzung des Autos es mitbekam. Wir wunderten uns nur dass wir auf einmal mitten über die Steppe heizten. In der Annahme, dass Sergej gerne mal zwischendurch den Weg verläßt. Hinterher wurde uns klar warum er das getan hatte.
An einem riesigen heiligen Baum, der über und über mit blauen Chadacs geschmückt war, angekommen, spürte man wahrlich den Frieden dieses Ortes. Zumals als dann wie auf Bestellung noch zwei von Yaks gezogene Wagen auf der Bildfläche erschienen und die beiden Reiter, die die Yaks hinter sich herzogen sich eine Weile zu dem alten Mann ganz in der Nähe des Baumes setzten um ein wenig Airag mit ihm zu trinken und um einfach nur zu reden.
An der Tschuluut Gol- Schlucht wurden wir dann in die Frühzeit zurückversetzt als wir Trilobitenverwandte friedlich in einer schlammigen Pfütze planschen sahen. Und völlig fasziniert ihre Bewegungen beobachten konnten. Als wir später eine nicht enden wollende Hochebene durchquerten lernten wir noch mehr verschiedene Variationen des mongolischen Wetters kennen: die Wolken gaben ihr Bestes und regneten und hageleten, nur um später der Sonne wieder ein Loch zu gewähren damit sie uns zeigen konnte, dass sie doch noch existierte. Um danach gleich ein Gewitter mit Blitzen und Donner aufkommen zu lassen. Zwischenzeitlich hatte sich die Steppe weiß gefärbt und man konnte sich einen kurzen Moment ausmalen wie dieses Land wohl im Winter aussehen mag.
Vorbei an unwirklich im Regen liegenden Geröllfeldern in der Nähe des Chorgo-Vulkans näherten wir uns langsam einer nicht wirklich viel versprechend wirkenden Brücke, die den Eingang zum Nationalpark darstellte. Nachdem wir unser Eintrittsgeld bezahlt hatten war es dann wirklich soweit; wir mußten über diese Brücke drüber! Und wie sollte es auch anders sein: es klappte alles wunderbar! Kein Brett der Brücke war gebrochen und kein Bus war in den Fluß unter der Bücke gestürzt! Nun folgte ein abenteuerliches „Gehoppel“ über die Basaltfelder direkt unterhalb des Vulkans! Mit krampfhaften Festhalten damit auch jeder auf seinem Sitz blieb und nicht durch den Bus rollte. Zwischendurch machten einige Köpfe schmerzhafte Bekanntschaft mit der Decke des Busses, die ja eigentlich immer in unerreichbarer Ferne schien. Immer wieder begleitet von Sergej´s Lachen, wenn er mal wieder über ein ganz besonders hohes Hindernis fuhr oder sich der Wagen besonders schräg stellte. In der kleinen „Wendeschleife“ angekommen machten wir uns zugleich daran den Vulkan zu besteigen, um nach einigen Anstrengungen in 2240 m Höhe den wunderbaren Ausblick über den gesamten Terchijn Tzagaan Nuur- See und der übrigen Umgebung des Vulkans zu genießen. Langsam veränderte sich das Licht und die Sonne machte sich daran unterzugehen.So dass wir später an unserm Zeltplatz direkt am See im Dunkeln unsere Zelte aufbauten.

text by: S. Noll

01.08.2003 Vom See Ugiy-Nuur bis in die Bergsteppe westlich Tsetserleg

Allgemeine Charakterisierung der Landschaft

An diesem Tag lernten wir drei unterschiedliche Steppenformen (Wiesensteppe, Grassteppe, ruderalisierte Steppe) kennen.
Wir fuhren entlang des Tamir-Gol Tales und bogen dann in die nördlichen Ausläufer des Khangay ab. Der Khangay ist ein 600 km breites Hochgebirge in der Zentralmongolei mit ausgeprägter Höhenzonierung. An dem heutigen Tag kamen wir von der kollinen Stufe, die von Grassteppen eingenommen wird, bis in die montane Stufe mit Wiesensteppen, die über Waldsteppen in Lärchen- und Fichtenwälder übergehen. Das Tal dient als Hauptverkehrsstrecke und ist deswegen relativ dicht besiedelt und stark überweidet. Die normalerweise hier auftretenden Grassteppen weichen ruderalisierten Gesellschaften, die einerseits durch wunderschöne Blühaspekte, andererseits durch das dominante Auftreten von Iris lactea gekennzeichnet sind. Mit dem Verlassen des Flusstals nahm auch die Beweidung ab und es herrschte wieder die hier typische goldene Stipa-Steppe vor. Zum Abend fuhren wir bis auf 1.800 m in den Waldsteppenbereich hinauf und kamen durch eine Wiesensteppe, in der gerade die blaue Echinops latifolius in voller Blüte stand.

Journal

Leider fiel die Landschaftsbetrachtung an diesem Tag einem Experiment zum Opfer: Regina und ich wollten testen, was so ein Magen alles mitmacht und so stecken wir den ganzen Tag unsere Nasen ins Bestimmungsbuch. Das Ergebnis des Experiments: man kann tatsächlich rückwärts fahrend und schaukelnd einwandfrei erkennen, ob ein kleines Pflänzlein 3 oder 5 Narben hat. Beste Medizin gegen Übelkeit: viel Lachen und Udos Hamburger Teegebäck. Ehrlich gesagt war ich froh, dass ich nichts von der Straße sah, Peggys panisch aufgerissene Augen sagten mir genug. Unser Fahrer war aber super: er nahm jedes Schlagloch sehr vorsichtig, entschuldigte sich, wenn wir doch einmal von den Sitzen fielen und machte sogar einen Umweg, als wir protestierend schrien und drohten, auszusteigen. Die Durchquerung einer großen Wasserfläche gestaltete zu einem großen Ereignis für alle. Er wollte wohl testen, wie lange die hintere Tür und unsere Nerven wohl hielten und würgte das Auto inmitten eines großen Wasserloches ab. Damit es nicht ganz so langweilig wird, blieben wir auch noch in völliger Schräglage stehen. Diesen Trick wandte er dann bei (fast) jeder Flußdurchquerung an, damit auch wirklich alle die Chance bekamen, uns abzulichten.
In Tsetserleg durften wir in die Markthalle schauen. Davor begrüßten uns die frischen Felle von Schafen und Ziegen und aus dem Halbdunkel schlug uns der typische Duft nach gärender Milch und Hammel entgegen. Als sich unsere Augen an das schummrige Licht gewöhnt hatten, sahen wir Berge von Käse, Brot, Milch und sonstigen Köstlichkeiten, hinter denen die Verkäufer saßen. Im Hinterhof gab es Kleidung, Kassetten und Filzstoff, mit dem wir uns gleich für die kommenden kalten Nächte eindeckten. Abends bescherte uns ein Umweg der Fahrer einen wunderschönen Übernachtungsplatz im Lärchenwald.

text by: S. Köppen