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31.07.2003 Von der Flussaue des Tuul Gol bis zum See Ugiy-Nuur

Die Flussauen sind im zentralen und südlichen Teil der Mongolei stark durch den Menschen beeinflusst worden. In den Auen fand man Brennholz und gute Weiden, im Gegensatz zu den umliegenden, eher wenig produktiven Steppen. Der Biber ist hier nahezu ausgerottet. Im Norden der Mongolei sind wesentlich mehr Auen in ihrer ursprünglichen Form erhalten geblieben, was sicherlich damit zusammenhängt, dass dort noch genügend Wald vorhanden ist, der genutzt werden kann. Nach der Zurückdrängung der Gehölze in den mongolischen Flusstälern und Seeniederungen sind die Wiesen und Weiden zur beherrschenden Vegetation geworden. Der Sommerregen begünstigt das Pflanzenwachstum in den grundwasserbeeinflussten Auenbereichen, die stark beweidet werden. Neuerdings werden sie in manchen Gebieten auch gemäht. Liegen die Auen in der Halbwüstenzone, bedingen geringe Niederschläge und hohe Verdunstung die Versalzung der Böden. Es entwickelt sich ein Salzweiderasen.
An unserem Übernachtungsplatz in einer Niederterrasse des Tuul Gol war früher sicher eine Weichholzaue ausgebildet. Mit großer Wahrscheinlichkeit dominierten einst Populus laurifolia, und Salix ledebouriana. Heute finden wir einen Weiderasen vor, der eine Ersatzgesellschaft darstellt.

text by: C. Oehmke

30.07.2003 Von Ulaanbaatar bis westlich Lune in der Tuul Gol-Aue

Allgemeine Charakterisierung der Landschaft

Unsere Fahrt führte durch die Steppenzone der Mongolei, die sich vornehmlich in den zentralen und östlichen Regionen des Landes erstreckt. HILBIG (1995) unterscheidet verschiedene Steppenzonen. Die zwei von uns untersuchten Standorte gehören zur Grassteppe oder Trockensteppe (Cymbario dauricae-Stipetum krylovii Assoziation), die in den Ebenen des Khangay bis zum Khentey ihren Verbreitungsschwerpunkt haben.
Die Grassteppe ist von der feuchteren Wiesensteppe, in der sich viele bis nach Deutschland vorkommende Arten finden, und der trockneren deckungsärmeren Sandsteppe abgegrenzt. Innerhalb der Grassteppenzone werden wiederum verschieden Typen unterschieden. Der Artemisia adamsii-Stipa krylovii-Typ ist der Charaktertyp und besonders häufig in den Ausläufern des Khangay anzutreffen. Der jährliche Niederschlag dieser Region liegt bei 180-260 mm und die vorherrschende Bodenart ist der Kastanosem.
Typische Arten der Grassteppe sind hohe und halbhohe Tussock-Gräser in Gesellschaft mit Kräutern wie Cymbaria dahurica, Artemisia adamsii, Saussurea salicifolia und Caragana pygmaea als Strauch. Entlang der Straße fällt Iris lactaea auf, die als Weideunkraut häufig unseren Weg säumt.
Durch den starken Beweidungsdruck, der sich besonders an den Hauptverkehrsrouten konzentriert, sind die Untertypen oft schwer bestimmbar. Die Gräser werden durch die Tiere sehr kurz gehalten, so dass sie meist nur vegetativ vorhanden sind und es gesellen sich verschiedene Ruderalarten hinzu.

Journal

Nachdem wohl alle langsam genug von UB hatten, machen wir uns auf den ca. 1500 km langen Weg nach Khovd. Die 3 Fahrer sind absolut pünktlich um 12 Uhr vor dem Guesthouse, sogar das noch ungewohnte Verladen des Gepäcks dauert nicht allzu lange, aber losfahren können wir trotzdem noch nicht. Herr Schickhoff sitzt in irgendeinem Copy-Shop in Ulan-Bator und wartet auf sein eigenes Exemplar der Flora Mongolica. Als er die nun endlich bekommt, kann auch unsere Reise endlich beginnen. Zwei Stunden nach der vereinbarten Zeit sollen wohl richtig mongolisch sein?! Auf der Fahrt raus aus der Stadt freuen wir uns schon auf die Leere der Steppe. Nebenbei beginnen wir unsere Benzinsuche, die auf dem Rest der Fahrt immer eine Rolle spielen wird. Noch vom Luxus der Teerstraße verwöhnt, bekommen wir das erste Mal die richtige Steppe zu Gesicht. Mit diesen Eindrücken vergeht der restliche Tag sehr schnell und wir erreichen, allerdings erst nach einigem Suchen, unseren ersten schönen Lagerplatz in der Tuul Gol- Aue. Hier sehen wir unsere erste richtige mongolische Pferdeherde. Außerdem bekommen wir bald auch unseren ersten mongolischen Besuch, der uns unseren ersten mongolischen AIRAG verkauft. Dann schlafen wir das erstemal in der mongolischen Steppe ein.

text by: K. Wulf

29.07.2003 Die Waldsteppe im Schutzgebiet Bogd-Khan-Uul

Allgemeine Charakteristik der Landschaft

Die erste Exkursion führte uns von Ulaanbaatar zum Bogd-Uul (Bogd-Khan-Uul) dem südwest¬lichsten Ausläufer des Khentey Gebirges. Dieser Gebirgsausläufer ist in seiner Vegetationsausprägung sehr interessant, da er die südlichste Verbreitung der Taiga und einen Übergang zur Steppenzone darstellt. Steppen bedecken, vor allem in den kontinentalen Landmassiven der Nordhemisphäre, weite Flächen. Nordwärts gehen sie über die Waldsteppe in sommergrüne Laubwälder bzw. in die Nadelwälder der borealen Zone über. Südwärts werden sie meist von Wüsten und Halbwüsten abgelöst. Das größte Steppengebiet stellt die eurosibirische Steppenzone dar. Diese Zone kann nach edaphisch-klimatischen Gesichtspunkten in die osteuropäischen Steppen, die westsibirischen Steppen und die zentralasiatischen Steppen, welche vor allem in der Mongolei und im nördlichen Teil von China verbreitet sind, untergliedert werden. Die typischen Bodentypen dieser Steppengebiete sind stark humushaltige Schwarzerden, in Bereichen mit semiaridem Klima weniger stark humushaltige, daher kastanienfarben wirkende Kastanoseme.
Hier, in den Gebirgssteppen der nördlichen Mongolei, lässt sich je nach Hanglage und –neigung der Bodenwechsel und damit auch der Wechsel der Vegetation auf kleinstem Raum beobachten. Am Bogd-Uul befinden wir uns in der Zone der inselhaften Waldauflösung. Dieser Bereich wird als Waldsteppe bezeichnet.
Die untere Waldgrenze in diesem Bereich liegt zwischen 1.100 m und 1.200 m. Ulaanbaatar liegt auf 1.250 m. Das heißt, natürlicherweise würde der Wald bis ins Tal des Tuul-Flusses hinabreichen. Intensive Nutzung durch Rodung und Beweidung drängten die Waldgrenze jedoch nach oben. So begann unsere Wanderung bei etwa 1.300 m noch in einer offenen steppenartigen Landschaft. Das Gebiet um den Bogd-Uul ist ein seit 1778 geschütztes Gebiet. Deshalb wurden hier intensivere Nutzungen unterbunden. Damit handelt es sich bei dem Wald um eines der ältesten Naturschutzgebiete der Welt.

Journal

Am ersten Tag in Ulan Bator hieß es gleich zeitig aufstehen. Mit dem Bus fuhren wir zu einem der ältesten Naturschutzgebiete der Welt – dem Bogd Uul (gegr.1778). Schon die Fahrt mit dem Bus, durch diese unerwartet große Stadt, war ein Erlebnis. Erstaunlich waren die großen Kaufhäuser mit geschmückten Fassaden und die ärmlichen Jurtenvierteln nicht weit davon. An einer Ampel stand ein Jeep mit einem toten Wolf auf dem Dachgepäckträger. Vielleicht haben wir ja auch Glück – lebendige Wölfe zu sehen…!?
Wir stiegen an der Endhaltestelle aus und begannen mit dem Aufstieg. Ulan Bator liegt auf etwa 1250m. Der Gipfel des Bogd Uul liegt bei etwa 2300m. Die ersten Höhenmeter wanderten wir durch eine ziemlich stark beweidete Zone ohne jeglichen Baumbewuchs. Je höher wir stiegen, desto eindrucksvoller wurde der Blick zurück auf die Stadt. Die Holzhaus- und Jurtenviertel zogen sich weit die Hänge des „Tuul“ Tales hinauf. Die Stadt erschien uns von hier noch viel viel größer.
Bald kamen wir jedoch in einen Bereich, welcher nicht mehr beweidet wurde. Hier wuchs ein lichter Lärchenwald mit einzelnen Birken und blumenreichen Wiesen darunter. Das war also eine echte „Bunte Wiesensteppe“ mit vielen Schmetterlingen. Hartmut und Rene zeigten uns einige schöne Falter. Am auffälligsten waren die großen kräftig gefärbten Kaiserfalter und die Baumweißlinge mit ihren pergamentartigen Flügeln. Neben vielen neuen Pflanzen-Arten fanden wir viele Arten, die wir schon aus Deutschland kannten. Mit zunehmender Höhe veränderte sich der Wald. Die Lärchenzone wurde durch eine in der Krautschicht deutlich ärmere Fichtenzone abgelöst. Weiter zum Gipfel fanden wir einen Kiefernwald, der an das raue Klima, mit kurzer Vegetationsperiode und extreme Temperaturen, mit seiner Artenzusammensetzung sehr gut angepasst war. Hier liegt etwas über die Hälfte des Jahres Schnee und folglich können sich hauptsächlich Chamäphyten in der Krautschicht halten.
Uns fiel auf, dass ein Großteil der Bäume erhebliche Rindenschäden hatte. Wir rätselten eine Weile, welche Tiere solche Zerstörung anrichten könnten. Als uns dann aber große Häufen mit Zapfenschuppen und Feuerstellen daneben auffielen, war uns klar, dass hier Menschen am Werk gewesen seien mussten. Und bald fand sich auch des Rätsels Lösung. Mit riesigen Hämmern, welche aus einem Baumstamm auf zwei Stützen bestehen, werden die Bäume geschlagen, um so die Zapfen herunterzuschütteln. Diese werden im Feuer zum Platzen gebracht, um die Pinien-Kerne auslesen zu können. Das muss ein geldbringendes Geschäft sein, da fast keine Bäume ohne Rindenschäden zu finden waren.
Wir wanderten weiter durch diesen wunderschönen Taigawald, vorbei an kleinen Überrieselungsmooren mit dünnen Sphagnum- und Wollgrasdecken, über eindrucksvolle Geröllfelder bis zu einem Platz von dem wir einen wunderschönen Blick in die Täler genossen. Hier wurde uns deutlich, dass wir uns tatsächlich am absoluten Südzipfel der Taiga befinden. Den weiter im Süden war die weite Steppe ohne einen einzigen Baum zu erahnen.
Auf dem Rückweg, machte uns das GPS einen Strich durch die Rechnung. Wir sind im falschen Tal abgestiegen und kamen direkt hinter dem Präsidentenpalast herunter. Den sollten wir nach Möglichkeit aber meiden. Und der Bus fuhr von dort auch nicht zurück in die Stadt. Also mussten wir wieder über einen Kamm steigen, in der Hoffnung, dort das richtige Tal zu treffen. So war es dann auch, doch als wir oben auf dem Kamm angekommen sind, sahen wir unten im Tal unseren Bus abfahren…
Wir hatten aber Glück – es fuhr noch ein Bus zurück in die Stadt. Und so sind wir hungrig in einem Restaurant eingekehrt, wo wir die ersten „Hite-“ und „Cass-Biere“ kosten konnten.
Für mich war das ein wunderschöner und interessanter Tag .

Doch langsam wuchs die Neugier auf die weite Steppe in mir!

text by: M. Schumann

28.7.2003 Naturschutz in der Mongolei – Besuch beim WWF in Ulan Bataar

Nach einem Besuch des bedeutenden mongolischen Klosters „Gandan Khiid“ am ersten Nachmittag hatten wir am Abend ein Treffen im WWF-Büro. Im neuen, noch nicht ganz fertig gestellten Gebäude des WWF in der Ulaanbaatar-46 hörten wir zunächst einen Bericht der leitenden Mitarbeiterin Chimge Otchir zur Einrichtung, dem Status quo und Problemen bei der Arbeit der Naturschutzorganisation.
Der WWF wirkt seit 1992 als erste Umweltschutzorganisation in der Mongolei. Das ursprüngliche Ziel war es, das Schutzgebietsnetzwerk auszuweiten. So wurden 1/3 der im Biodiversity Conservation Action Plan der IUCN erfassten Schutzgebiete vom WWF vorgeschlagen. Weitere Schwerpunkte sind Fundraising und die Aufklärung der Bevölkerung mit Hilfe von Broschüren und Workshops.
Weltweit definierte der WWF 200 Ökoregionen, die den größten Anteil der Biodiversität beinhalten. Seine Arbeit in der Mongolei bezieht sich insbesondere auf den westlichen Teil der Mongolei mit der Altai-Sayan-Ökoregion. Hier wird vor allem der Schneeleopard geschützt, es gibt aber auch Projekte zum Schutz der letzten Saiga-Antilopen und zur Wiedereinführung des Przewalski-Pferdes.
Von den Schneeleoparden leben im Altai momentan noch 1.200 – 1.400 Tiere. Mit dem Schutz der Saiga-Antilope wurde 1998 in zwei Projekten begonnen. Damals gab es noch 100.000 Antilopen, die bis 2002 auf nur 1.130 Tiere dezimiert wurden. Der Grund dafür waren die kalten Winter und die heißen Sommer, in denen viele Tiere starben oder in andere Regionen flüchteten.
Der WWF beteiligt sich auch an der Umsetzung des Biodiversity Conservation Action Plan der IUCN, der den Schutz von 30% der Landesfläche zum Ziel hat. Die Etablierung von Schutzgebieten verlief zunächst recht gut, so dass im Jahr 2000 bereits 13,1% der Landesfläche geschützt war. Die neue Regierung könnte diese Fläche bis 2003 dann aber nur auf 13,4% erweitern.
Weitere Probleme bei der Umsetzung der im Plan definierten Ziele sind die fehlende Akzeptanz und die fehlende Aufklärung bei einem großen Teil der Bevölkerung sowie die zu geringen Finanzmittel. Momentan hält sich kaum jemand an die aufgestellten Regeln in den Schutzgebieten und es fehlen Mittel, um eine effiziente Überwachung sicher zu stellen.
Das größte Problem in der Mongolei ist jedoch die extreme Überweidung der Landschaft. Es werden 130 Mio. ha beweidet, 70% davon sind überweidet. Die Abwanderung vieler Arbeitsloser aus den Städten zurück auf das Land verstärkt dieses Problem noch. Nach der Wende waren viele Jugendliche in der Hoffnung auf Arbeit in die Stadt gezogen. Dort arbeiteten sie beispielsweise als Taxifahrer oder Putzfrauen. Da es aber viel zu wenig Arbeitsstellen gibt, ziehen zurzeit viele Mongolen zurück aufs Land und nehmen das nomadische Leben wieder auf.

text by: S. Köppen

15.08.2003 Von den nordöstlichen Ausläufern des Gobi-Altai in das Tal der Seen

Allgemeine Charakterisierung der Landschaft

Unsere heutige Fahrt begann in der Steppe abseits der Strasse ca. 10 km östlich der Stadt Altai im Khan-Tayshiryn-Nuruu-Gebirge. Dieser Gebirgsausläufer gehört zum Gobi-Altai und liegt auf über 2.000 m Höhe in einer ausgedehnten Steppenlandschaft, die als Kurzgrassteppe angesprochen werden kann. Die Landschaft ist geprägt durch großflächige Ebenen, die von Tälern durchschnitten sind. Diese Täler sind sehr breit und durch Erosion abgerundet. Die Vegetation wird durch Arten der Kurzgrassteppe dominiert. Wir fanden daneben Arten der Halbwüsten und Arten azonaler salzhaltiger Böden. Von hier fuhren wir lange Zeit durch die hoch gelegene Steppe weiter. Unsere Mittagspause machten wir in der Nähe eines Salzsees.
Die Fahrt führte uns allmählich tiefer in das auf etwa 1.000 m Höhe gelegene Tal der Seen (Valley of Lakes) über den Fluss Baydrag-Gol (siehe nächstes Protokoll vom 16.08.), den wir an einer seichten Furt durchquerten. Wir kamen nur durch Sebastians Wateinsatz ohne Wasserschäden über den Fluss, der in diesem Sommer wegen der vielen Niederschläge besonders viel Wasser führte. Am heutigen Tage wurden keine Herbarbelege gesammelt.

Journal

Der Tag begann in der Steppe, etwas abseits der Strasse und etwa 10 km östlich der Stadt Altai. Unser Lager hatten wir am Vorabend hier, in den Ausläufern der Chan Taischirijn Nuruu, welche zum Gobi-Altai gehören, aufgeschlagen. Von dort aus fuhren wir lange Zeit durch die auf ca. 2000m Höhe gelegene Steppe. Unsere Mittagspause machten wir in der Nähe eines Salzsees. Nach dem Essen warteten wir an einer Tankstelle auf Benzin. Um uns die Zeit zu vertreiben, lasen wir einander Märchen vor oder übten uns im Jonglieren. Doch der Tankwart war nicht aufzutreiben, also fuhren wir ohne neues Benzin und auf gut Glück weiter. Die Fahrt führte uns nun in das auf etwa 1000m Höhe gelegene Tal der Seen (Nuuruudijn Chondij); hier mussten wir den Fluss Baidrag durchqueren. Es stand bereits ein weiterer Bus, vollgeladen mit Mongolen, am Flussufer, und auch die Jurtenbewohner betrachteten gespannt das Spektakel. Sebastian zog Socken und Hose aus und suchte nach einer seichten Furt. Sergej durchwanderte den Fluss an anderer Stelle, aber in Gummistiefeln, und fand tatsächlich einen passablen Weg. Und so kamen wir ohne Wasserschäden über den Fluss, der in diesem Sommer wegen der vielen Niederschläge besonders viel Wasser führte. Da die Sonne gerade unterging, beschlossen wir, unser Lager am Fluss aufzuschlagen.

text by: K. Köpke

08.08. – 11.08.2003 Halbwüste bei Khovd

Von Khovd fuhr ein Teil der Gruppe zum NW-Ufer des Khar-Us-Nuur-Sees nach Norden durch Strauch-Halbwüsten. Am folgenden Tag besichtigten wir den Khar-Us-Nuur-Nationalpark nahe der Halbinsel Agvash Uul und den gegenüberliegenden Darlantay-Hügeln nordwestlich des Sumzentrums Seer (Dörgön Sum). Wir beteiligten uns an Untersuchungen zum Beweidungseinfluss in der Artemisia xerophytica-Wüstensteppe, die sich zwischen dem Khar-Us-Nuur-See und den Darlantay-Hügeln erstreckt.

text by: S. Rilke

07.08.2003 Vom Sumzentrum Seer (Dörgön Seer) nach Khovd

Allgemeine Charakterisierung der Landschaft

Vom Lagerplatz an der Fluß-Verbindung des Khar-Us-Nuur-Sees mit dem Dalay-Nuur-See nahe der Stadt Seer (Dörgön Sum) führte der Weg durch eine Ebene mit einer scheinbar unendlichen Anabasis-Halbwüste in Richtung Khovd. Südlich der Piste waren die Feuchtgebiete des Khar-Us-Nuur zu sehen. Der See stellt in dieser trockenen Region einen besonderen landschaftlichen Höhepunkt dar. Nördlich der Piste ragen steile Berge empor. Über Nacht hatte es in den oberen Lagen des südwestlich gelegenen Zhargalant-Gebirgszuges geschneit. Einen besonders interessanten Landschaftseindruck hinterließ ein kuppig hügeliges Sanddünenfeld, das mit Nitraria sibirica bestanden war. Nach Westsüdwest mit zunehmneder Nähe zum Mongolischen Altai wurde die Umgebung zunehmend bergiger und landschaftlich heterogener. Bei einem Halt an einem Ovoo erhielten wir noch einmal einen kurzen Einblick in die Vegetation der Strauch-Halbwüsten. Dann führte die Fahrt geradewegs nach Süden in Richtung Khovd und die Landschaft wurde erneut trocken. In der Stadt Khovd ist die Hauptstraße der Stadt zur Post die von mächtigen Populus laurifolia gesämt wurde, erwähnenswert. Von Khovd aus ging es nach Westen zu den beeindruckend steil aufragenden Felswänden am Touristen-Jurtenlager in der Buyant-Aue, in dem wir die Nacht verbrachten.

Journal

Nach stürmischer und regnerischer Nacht führte uns unsere weitere Reise durch weite Ebenen und steile Berge nach Khovd – dem Ziel unserer vielen Fahrtstunden bzw. –tage. Ein Blick auf den Gebirgszug des Jar Galant offenbarte, daß es über Nacht geschneit hatte, denn die oberen Lagen waren weiß. Nach dem Abbau der Zelte und der obligatorischen Vorstellung der Vegetation am Standort begann unsere Fahrt. Sie dauerte glücklicherweise in diesem Fall nur einen halben Tag. Anfangs führte sie wie oben beschrieben durch eine große Ebene, wurde aber zunehmend landschaftlich reizvoller. Einen ungewöhnlichen Anblick boten die Dünen mit Nitraria sibirica und den Bergen im Hintergrund. Obwohl mit nur einer Art floristisch arm, ergab diese Vegetation doch einen sehr interessanten Landschaftseindruck mit wieder viel zu kurzer Pause. Links unserer Fahrtroute waren die Feuchtgebiete am Khaar Us Nuur zu sehen, dem See, der in dieser Region ein landschaftliches Highlight darstellt. Leider war für einen besonders vom ornithologischen Standpunkt wohl sehr interessanten Besuch an diesem Tag wie auch während der gesamten Exkursion keine Zeit. Die Pause am Owoo nutzten wir nicht nur für für die Betrachtung von Strauch-Halbwüsten, sondern auch für Gruppenfotos gemeinsam mit unseren tollen Fahrern. Nach weiteren Stunden erreichten wir endlich Khovd, eigentlich recht schön gelegen am Fuße des Mongolischen Altai. Die Stadt, von Ulan-Bator abgesehen die größte unserer Exkursion, machte einen ziemlich heruntergekommenen Eindruck. Trotz allem ist sie außer der Hauptstadt die einzige Stadt in der Mongolei mit einer Universität.
Durch unsere Verspätung etwas unter Zeitdruck, entbrannte im Wohnheim auch gleich eine heiße Diskussion über den weiteren Ablauf der Exkursion. Für die ursprünglich geplanten drei Arbeitsgruppen in der Umgebung von Khovd war nicht mehr genügend Zeit. Also mußte umdisponiert werden. Nach hin und her, murren und knurren, wurde für uns entschieden, daß wir uns in zwei Gruppen teilen und drei Tage lang in unterschiedliche Arbeitsgebiete – Halbwüste und Gebirge – fahren würden. Eine gute und richtige Entscheidung wie sich zeigen sollte. Dann ging es erst einmal zum Mittagessen in die Stadt. Danach versuchten wir auf der Post und mit dem Internet unser Glück oder waren damit beschäftigt die Vorräte an westlichen Luxusgütern – wie anderem Käse oder auch Wein – aufzufüllen.
Am späten Nachmittag trafen wir uns wieder am Wohnheim, um in die Jurtensiedlung vor den Toren der Stadt zu fahren. Dort erwartete uns neben einer tollen Berg-Kulisse und einem kleinen Schauer mit Regenbogen ein schöner, entspannender Abend.
Beim Volleyball-Spiel konnten sich einige Teilnehmer nach einer reichlichen Woche im Auto mal wieder so richtig austoben. Dabei überraschten und erstaunten besonders die spielerischen Fähigkeiten der älteren Semester (H.K. & U.S.). Botanisch interessant waren, besonders für die barfüßigen Volleyball-SpielerInnen, die Bestände von Cirsium acaule. Dagegen staunten besonders die weitergehend interessierten Gruppenteile über Ciconia nigra, der gelegentlich über das Spielfeld segelte und in der Felswand über dem Fluß seine Jungen aufzog.
Zum Ausklang des Abends gab es Schaf in der Milchkanne, eine mongolische Spezialität. Dabei wird ein zerlegtes Schaf mit im Feuer erhitzten Steinen und Gemüse in eine Milchkanne geschichtet und dann darin gegart. Ein recht fleischiges Gericht, das mancher/em auf den Magen schlug. Eine weitere Leckerei waren die Fische, die Sergeji am Vorabend am Fluß gefangen hatte. Diese wurden nun über einem Dungfeuer gegrillt. Ein kleiner Umtrunk zur Feier von Udo Schickhoffs Ruf an die Uni Bonn beendete den Abend und unsere Ankunft in Khovd.

text by: R. Goldberg