06.08.2003 Vom Khyargas-Nuur durch die Halbwüste nach Seer (Dörgön Sum) nordöstlich des Khar-Us-Nuur

Charakterisierung der Landschaft

Vom Khyargas-Nuur ausgehend wurden bis zum Abend verschiedene Halbwüsten-Gesellschaften durchquert. Wir sind damit endgültig in die ariden Bereiche der Mongolei vorgedrungen. Die Vegetationsbedeckung nahm im Vergleich zu den vorherigen Tagen bis auf weniger als 10 % ab. Die Bodenbildung war gering und häufig stand kiesiges stand an der Oberfläche an.
Von der Trockenheit und der hohen Verdunstung zeugte ein fast vollständig ausgetrockneter Salzsee nahe dem Khyargas-Nuur. Von dort aus fuhren wir durch eine Halbwüste, die kilometerbreit von vielen Fahrspuren durchzogen war. Daran schlossen sich eine Caragana-Strauchhalbwüste und eine Stipa-Anabasis-Halbwüste an. Am Rastplatz, in Sichtweite des nahegelgenen Sumzentrums Seer (Dörgön Sum) am Khar-Us-Nuur, fanden wir in Ufernähe eine Halerpestidi Hordeetum brevisubulati – Gesellschaft (HILBIG 1995).

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Der Sturm der Nacht war vergangen. Es regnete bzw. nieselte. Das Frühstück war dementsprechend kurz, mit salzigem Tee und Kaffee. Unsere Wasservorräte waren aufgebraucht und so mussten wir Wasser vom Hyargas Nuur nehmen. Trinkwasser gab es erst später, abgesammelt von der gestreiften Plane, die zwischen die Busse gespannt war. Bemerkenswert war der Strand des Hyargas Nuur, bestückt mit vielen grünen Steinen. Wir bauten schnell unsere Zelte ab. Unser Reiseziel war Khovd.
Wir durchfuhren die Halbwüste, im Regen! Am Tag zuvor waren uns hier die Nasenflügel eingetrocknet. Noch vor Mittag erreichten wir einen fast ausgetrockneten kleinen Salzsee westlich des Hyargas Nuur. Der Geierbus war ganz außer sich, gab es doch hier viele Vogelarten zu sehen. Durchs Fernglas konnte man auch schneebedeckte Gipfel des Altai bewundern. Sabrina freute sich besonders über die „Spitze“ der Chenopodiaceen: Anabasis brevifolia. Endlich! Wir lernten viel interessantes über Salzpflanzen.
Toll war auch der Solonchak, denn er bestand aus reinsten, anschmiegsamsten Ton. Viele konnten nicht ihre Hände davon lassen und einige legten sich eine Kriegsbemalung zu. Eigentlich wollten wir noch die „Heißen Quellen“ suchen. Wir verwarfen dieses unsichere Unterfangen, waren sie doch schon am Vortag nicht auszumachen gewesen. (Zum Glück waren wir doch schon alle vorher baden.) Vorgesehen war, evtl. Anne und Martin Schnittler bei Dorgon zu treffen, um dann zusammen nach Khovd zu fahren. Aber als wir dort an den Jurten (Gers) ankamen, waren sie gerade fort. Diskutiert wurde, ob wir hier nun die Nacht verbringen oder noch weiter nach Khovd fahren. Wir blieben.
Unsere Zelte standen an der Verbindung des Khar Us Nuur mit dem Dalai Nuur (einen kleinen Nebensee). Von weiten war Dorgon, vom Sonnenlicht wie vergoldet, zu erkennen. Das Wasser des Flusses war warm und lud zum Baden ein (leider etwas unklar).
Die Jungs haben mit Hartmut noch Landschaft geschaut und viele Vögel entdeckt. Toilettenprobleme wurden auch diskutiert und Andy suchte mit einer Rolle Klopapier das Weite. Wieder gab es einen bilderbuchmäßigen Sonnenuntergang und man wusste nicht, wo man zuerst hinschauen sollte. Abends gab es, glaube ich, irgendetwas mit Hirse. Die Mücken taten sich an uns gütlich … . Ein Mongole aus der Jurte von Nebenan hatte für uns zwei Fische gefangen. Des nachts gab es Wodka mit Udo und den Fahrern. Zwei Gewitter zogen an uns vorbei.

text by: P. Steffenhagen

05.08.2003 Von der Bergsteppe bei Numreg zum Salzsee Khyargas-Nuur im Becken der Grossen Seen

Charakterisierung der Landschaft

Das Becken der Grossen Seen ist eine der großen mongolischen Naturräume. Eingebettet zwischen dem mongolischen Altai und dem Khentei- Gebirge gliedert es sich in drei abflusslose Teilsenken. Im Norden beherbergt die Uvs nuur Senke den grössten Salzsee der Mongolei, den gleichnamigen Uvs nuur. Südlich dessen schliesst sich die Khargas nuur Senke, mit gleichnamigen See, dem Khar us nuur und den Khar nuur an. Im südlichöstlich gelegenen Teil des Beckens der Grossen Seen liegt die Saryn gov Senke. Das Becken der Grossen Seen ist ein Binnenentwässerungsgebiet in welchem sämtlich vorkommende Flüsse letztendlich in abflusslosen Salzseen enden. Einer der am tiefsten und sehr stark ausgesüßten Seen ist der Khargass nuur entlang unsere Route. Begleitend zu den zahlreichen großen Seen finden sich viele kleine, periodisch trockene Gewässer. Viele dieser Kleingewässer weisen starke Versalzungserscheinungen auf. Außerdem finden wir im Becken der Grossen Seen von Salzpfannen über Takyre bis hin zu Solontschaks und Solonetze alle Varianten der Bodenbildung und Bodenausprägung unter Salzeinfluss. Ursache dessen, ist die extrem niedrige Niederschlagsrate sowie die hohe Verdunstungsrate (damit einhergehend ein aufsteigender Bodenwasserstrom und die Auskristallisation der mineralischen Bodensalze). Physisch- geographisch ist das Klima der Region bedingt durch den Lee Effekte der umliegenden Gebirge sowie die vergleichsweise tiefe Lage der Region.

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Ein Zeltplatz in schöner Hanglage, zwischen Granitdurchragungen, die abwärts verlaufend, die Zelte von der Küchenecke trennen. Die aufgehende Sonne wirft lange Schatten an Telegraphenmasten, welche die vor uns liegende Ebene durchqueren. Eine Ebene, nicht unendlich weit, sondern dort hinten begrenzt von kleinen Hügelketten mit Lärchenwäldern bedeckt. Sanft abfallende, vom eigenen Schutt verflachte Herausragungen, die sich gemächlich nach Norden und Süden ausdehnen. Am Ende des Horizontes schieben sich, vom morgendlichen Dunst gefangen, die Ausläufer eines Sees ins Bild. Hell glänzend, sich abhebend im noch tiefen Stand der Sonne, Stipa grandis als Flickenmuster auf einem Untergrund grün- grauer Farbe. Auf jenem Untergrund zieht sich ein feines Netz miteinander verwobener hellgrüner Linien den Berg hinunter. Formt somit polyederartige Muster zwischen schwarz-grauen, Schatten werfenden Schotterflächen. Durch die Talebene bewegen sich mittlerweile schwarze Yaks, während ein Reiter die Telegraphenmasten passiert. Aus dem Schornstein einer Yurte, neben einem kleinem Hügel in der Mitte des Bildes, dringt Rauch, scheint unbeweglich zu verharren. Die Gruppe hat in der Zwischenzeit angefangen, im, wie gewöhnlich organisiertem Chaos, die Zelt ein- und die Busse voll zupacken. Wird dabei begleitet von Mittelwelle-Rauschen und der Gruppe Khuurd aus dem Autoradio. Sergej, in der gewohnten NIKE Sporthose, seiner Schneejeansjacke und dem Anglerhütchen schlendert durch die Gruppen. Vor der Abreise, die uns heute in Becken der Grossen Seen führen soll, erfolgt die nun schon übliche Standortsansprache. Interessiert um Sabrina stellen die Vegetation vor, während andere sich mühen im Flachgründigen und Skelettreichem Boden einen Schürf anzulegen. Ebenfalls schon üblich, begleitet von einer Kette von Konjunktiven, im ungefähren Wortlaut: „sollte, könnte, müsste, dürfte, scheint“. Die Konsensfindung erweißt sich wie gewöhnlich als nicht so einfach. Grundsatzfragen ob nach KA4, SEA, FAO oder SUCCOW angesprochen werden soll, Interpretation von Farbabstufungen und Uneinigkeit in der Klassifikation geben der Bodenansprache, wie alltäglich, einen immer wiederkehrenden Reiz.
Nachdem die Fahrt, für Sebastians Geschmack mal wieder zu spät, dann aber doch begonnen hatte, passierten wir schon kurz darauf ein kleines armseliges Örtchen. Einige wenige Holz- oder Lehmbauten, neben einer grossen Antenne der Regionalpost. Zwei, drei kleine Läden in der Vorderseite der Häuser und die nun schon obligate Reitersmänner auf ihren Pferden. Die Hügel zogen sich im Laufe des schon späten Vormittages immer mehr zurück und machten Raum für eine sehr weite Ebene, das Becken der Grossen Seen. Nicht nur dass sich die Landschaft öffnete, man merkte auch spürbar dass wir uns in tiefere Lagen bewegten. Die Wiesen- und Bergsteppe, ebenso wie die letzten Ausläufer der Larix bestände machten nun Platz einer kargen und scheinbar trockenen (Kies-) Halbwüste.
Dem engen Zeitplan Rechnung tragend, kam es während des heutigen Tages zu keinen grösseren Stopps entlang des Weges. Sicher sehr zum Bedauern einiger jener, welche länger an einer kleinen salzigen Senke oder dem Ostufer des Khargas nuur verweilt hätten. Doch mit der Aussicht auf heiße Quellen, die in unserer Karte verzeichnet waren, wurde die, wie immer demokratische, Entscheidung getroffen das Abendlager dort aufzuschlagen. Nur mussten vorher, autokratisch, einige der Teilnehmer überzeugt werden ihren Badestopp zu beenden. Die Suche nach den heissen Quellen gestaltete sich leider erfolglos. Das mag auf die Ungenauigkeit der Karte, die unpräzisen Beschreibungen des Reiseführers oder unseren Erwartungen gelegen haben. An der vermeintlichen Stelle trafen wir lediglich auf ein paar kleine, sich entlang der Strasse duckenden, Lehmbauten. Am Ufer des Sees platziert, vor dem nahen Hintergrund einer kleinen sich erhebenden Hügelkette. Vor diesen Hintergrund ein zweistöckiges Gebäude, an ein verfallendes Hotel, Sanatorium oder Wohnheim erinnernd. Umringt von einem löchrigen Holzzaunes, welcher bröckelnde Skulpturen im verwilderten Garten abgrenzte. Sergej fragte unterdessen in der lokalen Bevölkerung, die den Strand vor dem Lehmbauten bevölkerte, nach den Quellen. Doch alle Informationen, welche wir extrahieren konnten, liefen darauf hinaus, dass sich die Quellen in eben jenen verfallen Hotelgebäude befanden. Eine Aussage, die das Interesse an einem warmen Bad merklich abkühlen ließ. So wurde die Entscheidung gefunden, nur wenig weiter zu fahren, um die Zelte auf einer kleinen Landzunge, am Ufer des Sees aufzuschlagen. Eine Strand dessen Substrat aus mittelgroben Kies nahezu übergangslos in die Kieshalbwüste mündete. Das Wetter hatte sich im Laufe des Nachmittags derart gebessert, dass der See spiegelblank vor uns lag und den ein oder anderen nochmals in seine sehr kühlen Fluten lockte.
Jedoch sollte Petrus uns noch ein kleines Alltagsabenteuer bescheren an diesem Abend. Man war gerade dazu übergegangen die Zelte aufzubauen, als ein furchtbarer Wind, von einer Schlechtwetterfront vorangetrieben, unser Lager erfasste. Ein ablandiger Starkwind der Stärke 6-7 Bft. machte das Zeltaufbauen zu einem kollektiven Kraftakt ungewohnter Gruppendynamik. Pro Zelt waren sieben bis acht Leute damit beschäftigt die Häringe zu verankern, die Zeltenden zu vergraben oder die Zeltschnüren singenden Sehnen gleich zu straffen. Unsere, wie immer umsichtigen Fahrer hatten die Busse mittlerweile in U-Form geparkt, wodurch mittels einer Plane ein Windschutz geschaffen ward. Hinter eben jener verkroch sich die gesamte Truppe und lauschte dem Heulen des Windes im Konglomerat der Wagen. Der äolischen Verlagerung von Feinmaterial Rechnung tragend, war das Abendessen angereicht mit gutem, unverdaulichen mongolischen Bodensubstrat. So klang der Tag aus, an welchem Sebastian und Sabrina wieder die schwere und undankbare Bürde der Antreiber zu tragen hatten und sich damit sicher nicht beliebter gemacht haben. Doch muss den beiden an dieser Stelle ein zutiefst empfundener Dank ausgesprochen werden. Denn ohne den unermüdlichen und aufopfernden Einsatz der beiden wäre die Exkursion nie zustande und in ihrer erfolgreichen Durchführung nie so weit gekommen.

text by: S. Schmidt

04.08.2003 Von den nördlichen Ausläufern des Khangay-Gebirges nach Westen in die Bergsteppe bei Numreg

Allgemeine Charakterisierung der Landschaft

Unser morgendliches Lager befand sich noch in der Lärchentaiga des Khangay-Gebirges. Hier konnten wir bis in die alpine Stufe die typische Vegetationsausprägung vom Wald (bestehend aus Larix sibirica und Pinus sibirica), einem Birkenstrauchmoor, zu Zwergstrauchfluren, in der alpinen Stufe schließlich Kobresia-Matten und Polsterfluren kennen lernen.
Im Laufe dieses Tages kam es jedoch zu einem deutlichen Wechsel der Landschaft. Unsere Fahrt nach Westen führte uns in tiefere Lagen, der Nadelwald verschwand ganz allmählich, er zog sich zunächst auf die Berghänge zurück. Wir durchquerten heute damit den westlichen Teil der Waldsteppenzone des Khangay. Hier stocken die Lärchen nur noch inselartig an nord exponierten Berghängen, auf denen Permafrost oberflächlich taut und damit ein Baumwachstum ermöglicht: ein interessanter Anblick, besonders wenn man diese wechselnden Strukturen über weite Flächen von oben beobachten kann. Außerdem fuhren wir einige Male an Flusstälern entlang, in welchen ebenfalls aufgrund der ständigen Feuchtigkeit noch Bäume vorhanden sind. Hier wuchsen neben Lärchen auch verschiedene Weidenarten.
Die Landschaft öffnete sich zeitweise gänzlich, wobei es sich dann überwiegend um Federgrassteppen handelte. Unser Nachtlager schlugen wir wieder in der Bergsteppe auf.

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Unser morgendlicher Lagerplatz war an einem Bach, unmittelbar neben der Straße aufgebaut. Vor unserer Weiterreise Richtung Westen, wurden als einzige Vorstellung von Landschaft und Pflanzen an diesem Tage, noch wichtige Arten der Gebirgstaiga nachträglich präsentiert. Diese waren am Vortag bei der Besteigung eines Berges gefunden worden. Da nicht alle Exkursionsteilnehmer an dieser Wanderung beteiligt waren, gab Prof. Schickhoff eine Einführung in diesen Landschaftstyp und in die dortigen Arten. Nach der Vorstellung dieser
wichtigen und hier letztmalig auf der Reise zu findenden Pflanzen wurden die Zelte abgebaut und eine den ganzen restlichen Tag dauernde Fahrt stand vor uns. Denn auch dieser Tag wurde wieder gänzlich dem Fahren gewidmet, nach der Devise „noch drei Tage dann müssen wir in Khovd sein!“. Deshalb haben wir am vierten August keine intensiven Standortsanalysen durchführen können. Also fuhren wir erst mal mehrere Stunden in unseren geliebten Bussen Richtung Westen, wobei wir allmählich die Taiga verließen und sich Weite der Steppe vor uns öffnete. Eine wohl allen notwendige Rast wurde an einem sehr netten Ort eingelegt. Hier kreuzte ein kleiner Fluss die Piste, in welchem sich sogleich einige von uns die Füße kühlten. Von vielen wurde der Halt auch zur intensiveren Erholung, also zum Schlafen genutzt. Einige jedoch bestiegen einen Felsen der unmittelbar am Fluss lag. Dort wurde neben den oben erwähnten Pflanzen auch ein geopferter Pferdekopf gefunden, es handelte sich wahrscheinlich um einen heiligen Ort. Jedenfalls sah die Landschaft insgesamt schön genug aus um als heilig zu gelten. Nach einer halben Stunde musste dieses herrliche Plätzchen aber auch schon verlassen werden, Khovd hatte erst einmal Priorität. So fuhren wir nun wieder mehrere Stunden, diesmal aber nur noch durch die Steppe. Das hieß eigentlich keine landschaftliche Veränderung, bis auf die Gebirgskulissen am Horizont. Vor einer solchen Bergkulisse haben wir dann auch eine Herde rastender Kamele entdeckt und mussten deshalb unbedingt anhalten. Unsere mongolischen Fahrer mit wohl allen Situationen klarkommend, schnappten sich sogleich ein Kamel vor unseren etwas ängstlichen deutschen Augen und einer von ihnen führte uns erst einmal einen ordentlichen Kamelritt vor. Danach hatten zwei mutige Männer unsererseits auch die Möglichkeit ihm gleich zu tun und schlugen sich gar nicht so schlecht, nur einen weiteren Reiter wollte das Kamel nicht mehr dulden. Neben den zoologisch Interessierten kamen auch die Botaniker hier auch auf ihre Kost: endlich wurde Salsola monoptera entdeckt! Immer weiter durch die Federgras-Steppe ging die Fahrt dann am heißen Nachmittag Richtung Westen. Irgendwann, schon ziemlich erschöpft entschlossen wir uns dann an einem Berg etwas weiter von der Piste entfernt zu übernachten. Ungefähr gegen 19.00 Uhr war das Fahren für diesen Tag dann beendet. Wir hatten einen schönen Zeltplatz gefunden, von welchem wir einen großartigen Blick in die sich nun im Abendlicht färbende Steppe hatten. Natürlich fehlten auch die üblichen mongolischen Besucher an diesem Abend nicht, die kaum, waren die Zelte aufgebaut, schon zu uns stießen…

text by: R. Dommain

03.08.2003 Vom Terkhiyn-Tsagaan-Nuur-Nationalpark in die Lärchentaiga des Khangay, ca. 60 km südöstlich von Tosontsengel

Allgemeine Charakterisierung der Landschaft

Die Bergsteppe ist eine Vegetationszone der Gebirge auf einer Höhe von 1.900–2.600 m, die in der Mongolei vornehmlich in den unteren Randlagen besonders der südlichen Gebirge zu finden ist. Der Deckungsgrad beträgt hier etwa 60–70 %. Weite Flächen werden im Sommer als Weide genutzt. Leitarten sind vor allem Stipa krylovii, Festuca lenensis und Carex pediformis. Ein Großteil der Bergsteppen ist durch intensive Beweidung degradiert. Auffällig ist dann der hohe Anteil an Artemisia-Arten und die Präsenz charakteristischer Degradierungszeiger wie z.B. Potentilla bifurca. HILBIG (1990) unterscheidet Gras-, Berg- und Wiesensteppen. Insgesamt sind die Bergsteppen der Mongolei in der Literatur relativ wenig bearbeitet.

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Unser Frühstück um 7 Uhr bereiteten unsere Küchendienstler Anne, Katja und Rolli vor. Dabei stellte sich heraus, das die leckeren Würste auf mysteriöse Weise verschwunden waren. Nach langer Fahrt wurde erst um 16 Uhr Mittag gemacht. Abends bereiteten die Fahrer für uns mongolischem Tee und dazu gab es eine köstliche, selbstgesammelte Pilzpfanne. Ein paar von uns erklammen einen Berg und sahen sich dort die sich nach einem Waldbrand parzellierte Vegetation an. Schock des Tages war das wirklich eisig, eisig kalte Wasser des nahen Flusses, was alle zu einer Katzenwäsche zwang. Interessante Einblicke erlaubte das doch ziemlich ungünstig platzierte Klo.

text by: N. Wornath

02.08.2003 Vom Ausläufer des Khangay Gebirges (zwischen Ikhtamir und Tsetserleg) bis zum Terkhiyn-Zagaan-Nuur

Allgemeine Charakterisierung der Landschaft

Die (Gebirgs-) Waldsteppe umfasst in der Mongolei den Khangay, die Gebiete zwischen Khangay, Khövsgöl und Khentey, den mongolischen Altai und dem Khingan nach HILBIG (1995) sind das etwa 25 % der Landesfläche. Diese Vegetationszone wird im Norden der Mongolei durch die Taiga und im Süden, im Nordwesten und im Zentrum durch die Steppe begrenzt.
Vor allem in den niedrigeren Bergregionen der Nordmongolei sind die Nordhänge und höhere Lagen oft mit Nadelwäldern bedeckt. Die Steppe beschränkt sich auf die südlichen Hänge und die Täler, so dass die Bergrücken oftmals die Grenze zwischen diesen beiden Vegetationstypen darstellen. Während der Fahrt hatten wir Gelegenheit, diese wie mit dem Lineal gezogene Scheidelinie mehrfach zu sehen. Ab Tsetserleg verläuft die Straße malerisch durch Schluchten und an Seen vorbei.
Nach Schickhoff (mdl. 2003) kann man in zunehmenden Höhen drei Lärchenwaldgesellschaften unterscheiden: 1. Geranio pseudosibirico Laricetum: mit Geranium pseudosibiricum, das kleinere Blüten als G. pratense hat. Hier lassen sich folgende Subassoziationen untergliedern: Aconitum barbatum Subassoziation; Caltha palustris Subassoziation. 2. Rhododendro Laricetum 3. Betulo fuscae Laricetum: mit Betula fusca und Betula platyphylla in der Strauchschicht.
In der unteren Bergstufe finden sich diese auf den Hangrücken, während die Täler durch das sommerliche Tauen des Frostbodens häufig vermooren. Unser Übernachtungsplatz lag zwischen Waldsteppe und Talmoor und wir konnten beide Standorte vergleichen.

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Nach einer frostigen Nacht, die nicht nur auf einigen Zelten Rauhreif hinterlassen hatte, sondern auch auf Pflanzen, die ich sonst nicht unbedingt mit Eis bedeckt kenne, zog zunächst einmal der Frühnebel aus dem Tal und die Sonne gewann langsam wieder an Kraft und erwärmte uns bis zum Mittagessen schon wieder soweit dass ich liebend gerne in kurzen Sachen umher gelaufen wäre, wären da nicht die unzähligen Kriebelmücken gewesen, die auch von der Sonne wieder erweckt auf der ständigen Suche nach neuen Opfern waren. Womit sie, später an den vielen roten Punkten in den allen Gesichtern abzulesen, wohl auch sehr erfolgreich gewesen waren!
Gestärkt vom ausnahmsweise mal am Zeltplatz eingenommenen Mittagessen und nach dem mittlerweilen schon fast obligatorischen Zelte abbauen verließen wir dann erst um ca. 13:30 Uhr die buntblumige Waldsteppe und sollten erstmal für längere Zeit keine Bäume mehr sehen. Das Herbarmobil hatte zwischendurch mal Probleme einen Paß zu überqueren und rutschte rückwärts den Berg wieder hinunter. Sergej sah das Problem schon bevor die ganze Besatzung des Autos es mitbekam. Wir wunderten uns nur dass wir auf einmal mitten über die Steppe heizten. In der Annahme, dass Sergej gerne mal zwischendurch den Weg verläßt. Hinterher wurde uns klar warum er das getan hatte.
An einem riesigen heiligen Baum, der über und über mit blauen Chadacs geschmückt war, angekommen, spürte man wahrlich den Frieden dieses Ortes. Zumals als dann wie auf Bestellung noch zwei von Yaks gezogene Wagen auf der Bildfläche erschienen und die beiden Reiter, die die Yaks hinter sich herzogen sich eine Weile zu dem alten Mann ganz in der Nähe des Baumes setzten um ein wenig Airag mit ihm zu trinken und um einfach nur zu reden.
An der Tschuluut Gol- Schlucht wurden wir dann in die Frühzeit zurückversetzt als wir Trilobitenverwandte friedlich in einer schlammigen Pfütze planschen sahen. Und völlig fasziniert ihre Bewegungen beobachten konnten. Als wir später eine nicht enden wollende Hochebene durchquerten lernten wir noch mehr verschiedene Variationen des mongolischen Wetters kennen: die Wolken gaben ihr Bestes und regneten und hageleten, nur um später der Sonne wieder ein Loch zu gewähren damit sie uns zeigen konnte, dass sie doch noch existierte. Um danach gleich ein Gewitter mit Blitzen und Donner aufkommen zu lassen. Zwischenzeitlich hatte sich die Steppe weiß gefärbt und man konnte sich einen kurzen Moment ausmalen wie dieses Land wohl im Winter aussehen mag.
Vorbei an unwirklich im Regen liegenden Geröllfeldern in der Nähe des Chorgo-Vulkans näherten wir uns langsam einer nicht wirklich viel versprechend wirkenden Brücke, die den Eingang zum Nationalpark darstellte. Nachdem wir unser Eintrittsgeld bezahlt hatten war es dann wirklich soweit; wir mußten über diese Brücke drüber! Und wie sollte es auch anders sein: es klappte alles wunderbar! Kein Brett der Brücke war gebrochen und kein Bus war in den Fluß unter der Bücke gestürzt! Nun folgte ein abenteuerliches „Gehoppel“ über die Basaltfelder direkt unterhalb des Vulkans! Mit krampfhaften Festhalten damit auch jeder auf seinem Sitz blieb und nicht durch den Bus rollte. Zwischendurch machten einige Köpfe schmerzhafte Bekanntschaft mit der Decke des Busses, die ja eigentlich immer in unerreichbarer Ferne schien. Immer wieder begleitet von Sergej´s Lachen, wenn er mal wieder über ein ganz besonders hohes Hindernis fuhr oder sich der Wagen besonders schräg stellte. In der kleinen „Wendeschleife“ angekommen machten wir uns zugleich daran den Vulkan zu besteigen, um nach einigen Anstrengungen in 2240 m Höhe den wunderbaren Ausblick über den gesamten Terchijn Tzagaan Nuur- See und der übrigen Umgebung des Vulkans zu genießen. Langsam veränderte sich das Licht und die Sonne machte sich daran unterzugehen.So dass wir später an unserm Zeltplatz direkt am See im Dunkeln unsere Zelte aufbauten.

text by: S. Noll

01.08.2003 Vom See Ugiy-Nuur bis in die Bergsteppe westlich Tsetserleg

Allgemeine Charakterisierung der Landschaft

An diesem Tag lernten wir drei unterschiedliche Steppenformen (Wiesensteppe, Grassteppe, ruderalisierte Steppe) kennen.
Wir fuhren entlang des Tamir-Gol Tales und bogen dann in die nördlichen Ausläufer des Khangay ab. Der Khangay ist ein 600 km breites Hochgebirge in der Zentralmongolei mit ausgeprägter Höhenzonierung. An dem heutigen Tag kamen wir von der kollinen Stufe, die von Grassteppen eingenommen wird, bis in die montane Stufe mit Wiesensteppen, die über Waldsteppen in Lärchen- und Fichtenwälder übergehen. Das Tal dient als Hauptverkehrsstrecke und ist deswegen relativ dicht besiedelt und stark überweidet. Die normalerweise hier auftretenden Grassteppen weichen ruderalisierten Gesellschaften, die einerseits durch wunderschöne Blühaspekte, andererseits durch das dominante Auftreten von Iris lactea gekennzeichnet sind. Mit dem Verlassen des Flusstals nahm auch die Beweidung ab und es herrschte wieder die hier typische goldene Stipa-Steppe vor. Zum Abend fuhren wir bis auf 1.800 m in den Waldsteppenbereich hinauf und kamen durch eine Wiesensteppe, in der gerade die blaue Echinops latifolius in voller Blüte stand.

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Leider fiel die Landschaftsbetrachtung an diesem Tag einem Experiment zum Opfer: Regina und ich wollten testen, was so ein Magen alles mitmacht und so stecken wir den ganzen Tag unsere Nasen ins Bestimmungsbuch. Das Ergebnis des Experiments: man kann tatsächlich rückwärts fahrend und schaukelnd einwandfrei erkennen, ob ein kleines Pflänzlein 3 oder 5 Narben hat. Beste Medizin gegen Übelkeit: viel Lachen und Udos Hamburger Teegebäck. Ehrlich gesagt war ich froh, dass ich nichts von der Straße sah, Peggys panisch aufgerissene Augen sagten mir genug. Unser Fahrer war aber super: er nahm jedes Schlagloch sehr vorsichtig, entschuldigte sich, wenn wir doch einmal von den Sitzen fielen und machte sogar einen Umweg, als wir protestierend schrien und drohten, auszusteigen. Die Durchquerung einer großen Wasserfläche gestaltete zu einem großen Ereignis für alle. Er wollte wohl testen, wie lange die hintere Tür und unsere Nerven wohl hielten und würgte das Auto inmitten eines großen Wasserloches ab. Damit es nicht ganz so langweilig wird, blieben wir auch noch in völliger Schräglage stehen. Diesen Trick wandte er dann bei (fast) jeder Flußdurchquerung an, damit auch wirklich alle die Chance bekamen, uns abzulichten.
In Tsetserleg durften wir in die Markthalle schauen. Davor begrüßten uns die frischen Felle von Schafen und Ziegen und aus dem Halbdunkel schlug uns der typische Duft nach gärender Milch und Hammel entgegen. Als sich unsere Augen an das schummrige Licht gewöhnt hatten, sahen wir Berge von Käse, Brot, Milch und sonstigen Köstlichkeiten, hinter denen die Verkäufer saßen. Im Hinterhof gab es Kleidung, Kassetten und Filzstoff, mit dem wir uns gleich für die kommenden kalten Nächte eindeckten. Abends bescherte uns ein Umweg der Fahrer einen wunderschönen Übernachtungsplatz im Lärchenwald.

text by: S. Köppen

31.07.2003 Von der Flussaue des Tuul Gol bis zum See Ugiy-Nuur

Die Flussauen sind im zentralen und südlichen Teil der Mongolei stark durch den Menschen beeinflusst worden. In den Auen fand man Brennholz und gute Weiden, im Gegensatz zu den umliegenden, eher wenig produktiven Steppen. Der Biber ist hier nahezu ausgerottet. Im Norden der Mongolei sind wesentlich mehr Auen in ihrer ursprünglichen Form erhalten geblieben, was sicherlich damit zusammenhängt, dass dort noch genügend Wald vorhanden ist, der genutzt werden kann. Nach der Zurückdrängung der Gehölze in den mongolischen Flusstälern und Seeniederungen sind die Wiesen und Weiden zur beherrschenden Vegetation geworden. Der Sommerregen begünstigt das Pflanzenwachstum in den grundwasserbeeinflussten Auenbereichen, die stark beweidet werden. Neuerdings werden sie in manchen Gebieten auch gemäht. Liegen die Auen in der Halbwüstenzone, bedingen geringe Niederschläge und hohe Verdunstung die Versalzung der Böden. Es entwickelt sich ein Salzweiderasen.
An unserem Übernachtungsplatz in einer Niederterrasse des Tuul Gol war früher sicher eine Weichholzaue ausgebildet. Mit großer Wahrscheinlichkeit dominierten einst Populus laurifolia, und Salix ledebouriana. Heute finden wir einen Weiderasen vor, der eine Ersatzgesellschaft darstellt.

text by: C. Oehmke

30.07.2003 Von Ulaanbaatar bis westlich Lune in der Tuul Gol-Aue

Allgemeine Charakterisierung der Landschaft

Unsere Fahrt führte durch die Steppenzone der Mongolei, die sich vornehmlich in den zentralen und östlichen Regionen des Landes erstreckt. HILBIG (1995) unterscheidet verschiedene Steppenzonen. Die zwei von uns untersuchten Standorte gehören zur Grassteppe oder Trockensteppe (Cymbario dauricae-Stipetum krylovii Assoziation), die in den Ebenen des Khangay bis zum Khentey ihren Verbreitungsschwerpunkt haben.
Die Grassteppe ist von der feuchteren Wiesensteppe, in der sich viele bis nach Deutschland vorkommende Arten finden, und der trockneren deckungsärmeren Sandsteppe abgegrenzt. Innerhalb der Grassteppenzone werden wiederum verschieden Typen unterschieden. Der Artemisia adamsii-Stipa krylovii-Typ ist der Charaktertyp und besonders häufig in den Ausläufern des Khangay anzutreffen. Der jährliche Niederschlag dieser Region liegt bei 180-260 mm und die vorherrschende Bodenart ist der Kastanosem.
Typische Arten der Grassteppe sind hohe und halbhohe Tussock-Gräser in Gesellschaft mit Kräutern wie Cymbaria dahurica, Artemisia adamsii, Saussurea salicifolia und Caragana pygmaea als Strauch. Entlang der Straße fällt Iris lactaea auf, die als Weideunkraut häufig unseren Weg säumt.
Durch den starken Beweidungsdruck, der sich besonders an den Hauptverkehrsrouten konzentriert, sind die Untertypen oft schwer bestimmbar. Die Gräser werden durch die Tiere sehr kurz gehalten, so dass sie meist nur vegetativ vorhanden sind und es gesellen sich verschiedene Ruderalarten hinzu.

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Nachdem wohl alle langsam genug von UB hatten, machen wir uns auf den ca. 1500 km langen Weg nach Khovd. Die 3 Fahrer sind absolut pünktlich um 12 Uhr vor dem Guesthouse, sogar das noch ungewohnte Verladen des Gepäcks dauert nicht allzu lange, aber losfahren können wir trotzdem noch nicht. Herr Schickhoff sitzt in irgendeinem Copy-Shop in Ulan-Bator und wartet auf sein eigenes Exemplar der Flora Mongolica. Als er die nun endlich bekommt, kann auch unsere Reise endlich beginnen. Zwei Stunden nach der vereinbarten Zeit sollen wohl richtig mongolisch sein?! Auf der Fahrt raus aus der Stadt freuen wir uns schon auf die Leere der Steppe. Nebenbei beginnen wir unsere Benzinsuche, die auf dem Rest der Fahrt immer eine Rolle spielen wird. Noch vom Luxus der Teerstraße verwöhnt, bekommen wir das erste Mal die richtige Steppe zu Gesicht. Mit diesen Eindrücken vergeht der restliche Tag sehr schnell und wir erreichen, allerdings erst nach einigem Suchen, unseren ersten schönen Lagerplatz in der Tuul Gol- Aue. Hier sehen wir unsere erste richtige mongolische Pferdeherde. Außerdem bekommen wir bald auch unseren ersten mongolischen Besuch, der uns unseren ersten mongolischen AIRAG verkauft. Dann schlafen wir das erstemal in der mongolischen Steppe ein.

text by: K. Wulf

29.07.2003 Die Waldsteppe im Schutzgebiet Bogd-Khan-Uul

Allgemeine Charakteristik der Landschaft

Die erste Exkursion führte uns von Ulaanbaatar zum Bogd-Uul (Bogd-Khan-Uul) dem südwest¬lichsten Ausläufer des Khentey Gebirges. Dieser Gebirgsausläufer ist in seiner Vegetationsausprägung sehr interessant, da er die südlichste Verbreitung der Taiga und einen Übergang zur Steppenzone darstellt. Steppen bedecken, vor allem in den kontinentalen Landmassiven der Nordhemisphäre, weite Flächen. Nordwärts gehen sie über die Waldsteppe in sommergrüne Laubwälder bzw. in die Nadelwälder der borealen Zone über. Südwärts werden sie meist von Wüsten und Halbwüsten abgelöst. Das größte Steppengebiet stellt die eurosibirische Steppenzone dar. Diese Zone kann nach edaphisch-klimatischen Gesichtspunkten in die osteuropäischen Steppen, die westsibirischen Steppen und die zentralasiatischen Steppen, welche vor allem in der Mongolei und im nördlichen Teil von China verbreitet sind, untergliedert werden. Die typischen Bodentypen dieser Steppengebiete sind stark humushaltige Schwarzerden, in Bereichen mit semiaridem Klima weniger stark humushaltige, daher kastanienfarben wirkende Kastanoseme.
Hier, in den Gebirgssteppen der nördlichen Mongolei, lässt sich je nach Hanglage und –neigung der Bodenwechsel und damit auch der Wechsel der Vegetation auf kleinstem Raum beobachten. Am Bogd-Uul befinden wir uns in der Zone der inselhaften Waldauflösung. Dieser Bereich wird als Waldsteppe bezeichnet.
Die untere Waldgrenze in diesem Bereich liegt zwischen 1.100 m und 1.200 m. Ulaanbaatar liegt auf 1.250 m. Das heißt, natürlicherweise würde der Wald bis ins Tal des Tuul-Flusses hinabreichen. Intensive Nutzung durch Rodung und Beweidung drängten die Waldgrenze jedoch nach oben. So begann unsere Wanderung bei etwa 1.300 m noch in einer offenen steppenartigen Landschaft. Das Gebiet um den Bogd-Uul ist ein seit 1778 geschütztes Gebiet. Deshalb wurden hier intensivere Nutzungen unterbunden. Damit handelt es sich bei dem Wald um eines der ältesten Naturschutzgebiete der Welt.

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Am ersten Tag in Ulan Bator hieß es gleich zeitig aufstehen. Mit dem Bus fuhren wir zu einem der ältesten Naturschutzgebiete der Welt – dem Bogd Uul (gegr.1778). Schon die Fahrt mit dem Bus, durch diese unerwartet große Stadt, war ein Erlebnis. Erstaunlich waren die großen Kaufhäuser mit geschmückten Fassaden und die ärmlichen Jurtenvierteln nicht weit davon. An einer Ampel stand ein Jeep mit einem toten Wolf auf dem Dachgepäckträger. Vielleicht haben wir ja auch Glück – lebendige Wölfe zu sehen…!?
Wir stiegen an der Endhaltestelle aus und begannen mit dem Aufstieg. Ulan Bator liegt auf etwa 1250m. Der Gipfel des Bogd Uul liegt bei etwa 2300m. Die ersten Höhenmeter wanderten wir durch eine ziemlich stark beweidete Zone ohne jeglichen Baumbewuchs. Je höher wir stiegen, desto eindrucksvoller wurde der Blick zurück auf die Stadt. Die Holzhaus- und Jurtenviertel zogen sich weit die Hänge des „Tuul“ Tales hinauf. Die Stadt erschien uns von hier noch viel viel größer.
Bald kamen wir jedoch in einen Bereich, welcher nicht mehr beweidet wurde. Hier wuchs ein lichter Lärchenwald mit einzelnen Birken und blumenreichen Wiesen darunter. Das war also eine echte „Bunte Wiesensteppe“ mit vielen Schmetterlingen. Hartmut und Rene zeigten uns einige schöne Falter. Am auffälligsten waren die großen kräftig gefärbten Kaiserfalter und die Baumweißlinge mit ihren pergamentartigen Flügeln. Neben vielen neuen Pflanzen-Arten fanden wir viele Arten, die wir schon aus Deutschland kannten. Mit zunehmender Höhe veränderte sich der Wald. Die Lärchenzone wurde durch eine in der Krautschicht deutlich ärmere Fichtenzone abgelöst. Weiter zum Gipfel fanden wir einen Kiefernwald, der an das raue Klima, mit kurzer Vegetationsperiode und extreme Temperaturen, mit seiner Artenzusammensetzung sehr gut angepasst war. Hier liegt etwas über die Hälfte des Jahres Schnee und folglich können sich hauptsächlich Chamäphyten in der Krautschicht halten.
Uns fiel auf, dass ein Großteil der Bäume erhebliche Rindenschäden hatte. Wir rätselten eine Weile, welche Tiere solche Zerstörung anrichten könnten. Als uns dann aber große Häufen mit Zapfenschuppen und Feuerstellen daneben auffielen, war uns klar, dass hier Menschen am Werk gewesen seien mussten. Und bald fand sich auch des Rätsels Lösung. Mit riesigen Hämmern, welche aus einem Baumstamm auf zwei Stützen bestehen, werden die Bäume geschlagen, um so die Zapfen herunterzuschütteln. Diese werden im Feuer zum Platzen gebracht, um die Pinien-Kerne auslesen zu können. Das muss ein geldbringendes Geschäft sein, da fast keine Bäume ohne Rindenschäden zu finden waren.
Wir wanderten weiter durch diesen wunderschönen Taigawald, vorbei an kleinen Überrieselungsmooren mit dünnen Sphagnum- und Wollgrasdecken, über eindrucksvolle Geröllfelder bis zu einem Platz von dem wir einen wunderschönen Blick in die Täler genossen. Hier wurde uns deutlich, dass wir uns tatsächlich am absoluten Südzipfel der Taiga befinden. Den weiter im Süden war die weite Steppe ohne einen einzigen Baum zu erahnen.
Auf dem Rückweg, machte uns das GPS einen Strich durch die Rechnung. Wir sind im falschen Tal abgestiegen und kamen direkt hinter dem Präsidentenpalast herunter. Den sollten wir nach Möglichkeit aber meiden. Und der Bus fuhr von dort auch nicht zurück in die Stadt. Also mussten wir wieder über einen Kamm steigen, in der Hoffnung, dort das richtige Tal zu treffen. So war es dann auch, doch als wir oben auf dem Kamm angekommen sind, sahen wir unten im Tal unseren Bus abfahren…
Wir hatten aber Glück – es fuhr noch ein Bus zurück in die Stadt. Und so sind wir hungrig in einem Restaurant eingekehrt, wo wir die ersten „Hite-“ und „Cass-Biere“ kosten konnten.
Für mich war das ein wunderschöner und interessanter Tag .

Doch langsam wuchs die Neugier auf die weite Steppe in mir!

text by: M. Schumann

28.7.2003 Naturschutz in der Mongolei – Besuch beim WWF in Ulan Bataar

Nach einem Besuch des bedeutenden mongolischen Klosters „Gandan Khiid“ am ersten Nachmittag hatten wir am Abend ein Treffen im WWF-Büro. Im neuen, noch nicht ganz fertig gestellten Gebäude des WWF in der Ulaanbaatar-46 hörten wir zunächst einen Bericht der leitenden Mitarbeiterin Chimge Otchir zur Einrichtung, dem Status quo und Problemen bei der Arbeit der Naturschutzorganisation.
Der WWF wirkt seit 1992 als erste Umweltschutzorganisation in der Mongolei. Das ursprüngliche Ziel war es, das Schutzgebietsnetzwerk auszuweiten. So wurden 1/3 der im Biodiversity Conservation Action Plan der IUCN erfassten Schutzgebiete vom WWF vorgeschlagen. Weitere Schwerpunkte sind Fundraising und die Aufklärung der Bevölkerung mit Hilfe von Broschüren und Workshops.
Weltweit definierte der WWF 200 Ökoregionen, die den größten Anteil der Biodiversität beinhalten. Seine Arbeit in der Mongolei bezieht sich insbesondere auf den westlichen Teil der Mongolei mit der Altai-Sayan-Ökoregion. Hier wird vor allem der Schneeleopard geschützt, es gibt aber auch Projekte zum Schutz der letzten Saiga-Antilopen und zur Wiedereinführung des Przewalski-Pferdes.
Von den Schneeleoparden leben im Altai momentan noch 1.200 – 1.400 Tiere. Mit dem Schutz der Saiga-Antilope wurde 1998 in zwei Projekten begonnen. Damals gab es noch 100.000 Antilopen, die bis 2002 auf nur 1.130 Tiere dezimiert wurden. Der Grund dafür waren die kalten Winter und die heißen Sommer, in denen viele Tiere starben oder in andere Regionen flüchteten.
Der WWF beteiligt sich auch an der Umsetzung des Biodiversity Conservation Action Plan der IUCN, der den Schutz von 30% der Landesfläche zum Ziel hat. Die Etablierung von Schutzgebieten verlief zunächst recht gut, so dass im Jahr 2000 bereits 13,1% der Landesfläche geschützt war. Die neue Regierung könnte diese Fläche bis 2003 dann aber nur auf 13,4% erweitern.
Weitere Probleme bei der Umsetzung der im Plan definierten Ziele sind die fehlende Akzeptanz und die fehlende Aufklärung bei einem großen Teil der Bevölkerung sowie die zu geringen Finanzmittel. Momentan hält sich kaum jemand an die aufgestellten Regeln in den Schutzgebieten und es fehlen Mittel, um eine effiziente Überwachung sicher zu stellen.
Das größte Problem in der Mongolei ist jedoch die extreme Überweidung der Landschaft. Es werden 130 Mio. ha beweidet, 70% davon sind überweidet. Die Abwanderung vieler Arbeitsloser aus den Städten zurück auf das Land verstärkt dieses Problem noch. Nach der Wende waren viele Jugendliche in der Hoffnung auf Arbeit in die Stadt gezogen. Dort arbeiteten sie beispielsweise als Taxifahrer oder Putzfrauen. Da es aber viel zu wenig Arbeitsstellen gibt, ziehen zurzeit viele Mongolen zurück aufs Land und nehmen das nomadische Leben wieder auf.

text by: S. Köppen