01.08.2003 Vom See Ugiy-Nuur bis in die Bergsteppe westlich Tsetserleg

Allgemeine Charakterisierung der Landschaft

An diesem Tag lernten wir drei unterschiedliche Steppenformen (Wiesensteppe, Grassteppe, ruderalisierte Steppe) kennen.
Wir fuhren entlang des Tamir-Gol Tales und bogen dann in die nördlichen Ausläufer des Khangay ab. Der Khangay ist ein 600 km breites Hochgebirge in der Zentralmongolei mit ausgeprägter Höhenzonierung. An dem heutigen Tag kamen wir von der kollinen Stufe, die von Grassteppen eingenommen wird, bis in die montane Stufe mit Wiesensteppen, die über Waldsteppen in Lärchen- und Fichtenwälder übergehen. Das Tal dient als Hauptverkehrsstrecke und ist deswegen relativ dicht besiedelt und stark überweidet. Die normalerweise hier auftretenden Grassteppen weichen ruderalisierten Gesellschaften, die einerseits durch wunderschöne Blühaspekte, andererseits durch das dominante Auftreten von Iris lactea gekennzeichnet sind. Mit dem Verlassen des Flusstals nahm auch die Beweidung ab und es herrschte wieder die hier typische goldene Stipa-Steppe vor. Zum Abend fuhren wir bis auf 1.800 m in den Waldsteppenbereich hinauf und kamen durch eine Wiesensteppe, in der gerade die blaue Echinops latifolius in voller Blüte stand.

Journal

Leider fiel die Landschaftsbetrachtung an diesem Tag einem Experiment zum Opfer: Regina und ich wollten testen, was so ein Magen alles mitmacht und so stecken wir den ganzen Tag unsere Nasen ins Bestimmungsbuch. Das Ergebnis des Experiments: man kann tatsächlich rückwärts fahrend und schaukelnd einwandfrei erkennen, ob ein kleines Pflänzlein 3 oder 5 Narben hat. Beste Medizin gegen Übelkeit: viel Lachen und Udos Hamburger Teegebäck. Ehrlich gesagt war ich froh, dass ich nichts von der Straße sah, Peggys panisch aufgerissene Augen sagten mir genug. Unser Fahrer war aber super: er nahm jedes Schlagloch sehr vorsichtig, entschuldigte sich, wenn wir doch einmal von den Sitzen fielen und machte sogar einen Umweg, als wir protestierend schrien und drohten, auszusteigen. Die Durchquerung einer großen Wasserfläche gestaltete zu einem großen Ereignis für alle. Er wollte wohl testen, wie lange die hintere Tür und unsere Nerven wohl hielten und würgte das Auto inmitten eines großen Wasserloches ab. Damit es nicht ganz so langweilig wird, blieben wir auch noch in völliger Schräglage stehen. Diesen Trick wandte er dann bei (fast) jeder Flußdurchquerung an, damit auch wirklich alle die Chance bekamen, uns abzulichten.
In Tsetserleg durften wir in die Markthalle schauen. Davor begrüßten uns die frischen Felle von Schafen und Ziegen und aus dem Halbdunkel schlug uns der typische Duft nach gärender Milch und Hammel entgegen. Als sich unsere Augen an das schummrige Licht gewöhnt hatten, sahen wir Berge von Käse, Brot, Milch und sonstigen Köstlichkeiten, hinter denen die Verkäufer saßen. Im Hinterhof gab es Kleidung, Kassetten und Filzstoff, mit dem wir uns gleich für die kommenden kalten Nächte eindeckten. Abends bescherte uns ein Umweg der Fahrer einen wunderschönen Übernachtungsplatz im Lärchenwald.

text by: S. Köppen