16.08.2003 Vom Fluss Baydrag-Gol bis 40 km östlich Bayankhongor

Allgemeine Charakterisierung der Landschaft

Unser Übernachtungsplatz befand sich am Fluß Baydrag-Gol, der aus dem Khangay kommt und über eine Länge von 310 km nach Süden fließt um dann in den fischreichen See Boone-Zagaan-Nuur zu münden. Der Boone-Zagaan-Nuur ist mit 240 km2 der größte der Gobi-Seen. Mit seinen Feuchtgebieten bietet er Lebensraum für viele seltene Vogelarten. Fluss und See liegen im Tal der Seen (Valley of Lakes), das sich von Osten zwischen die Gebirge des Khangay und des Gobi-Altai schiebt. Die Umgebung des Flusses ist durch dessen Dynamik geprägt und unterscheidet sich damit deutlich von der sie umgebenden zonalen Steppenzone. Es wachsen hier Artemisia-Cleistogenes-Steppen. Halbwüstenstandorte sind nur noch kleinräumig anzutreffen.
Die Steppen lassen sich in trockene Steppen auf kiesigen Standorten und feuchtere Steppen auf sandigen Standorten unterteilen. Die Ursache liegt darin, dass Sand über eine bessere Wasserhaltekapazität als Kies verfügt. Auf den sandigen Standorten herrschen Stipa-Gräser vor, auf den kiesigen Standorten Artemisia-Arten. Die Steppen gehen dort in Halbwüsten über, wo die Jahresniederschlagssumme unter 200 mm fällt. Trockene Standorte werden hier von Anabasis brevifolia bewachsen, die oft allein auftritt. Standorte mit einer – wenn auch tief gelegenenen – Wasserverfügbarkeit werden von Caragana-Sträuchern bewachsen, neben denen Artemisia, diverse Kräuter und nur noch selten Anabasis auftreten. Den Halbwüsten schließen sich die Vollwüsten an, die ebenfalls je nach Substrat feuchter oder trockener sind und stellenweise von Haloxylon dominiert werden.

Journal

Der Tag begann bei den meisten mit einem Bad im Bajdrag gol. Wobei von Baden nicht wirklich die Rede sein konnte- die Strömung war so stark, dass man Mühe hatte stehen zu bleiben. Aber da man ja nie wusste, wann wieder ein Gewässer kommt, wurde jede Gelegenheit genutzt, sich und seine Wäsche sauber zu kriegen. Zum Frühstück wurden die verbliebenen Uhren (einige sind im Laufe der Reise aus unerklärlichen Gründen stehen geblieben) auf Ulanbaatar- Zeit umgestellt, also eine Stunde weiter. Gott sei Dank erst am Morgen, sonst hätten wir eine Stunde von dem sowieso knappen Schlaf weniger gehabt. Nach einer Aufnahme und den üblichen Verzögerungen sind wir losgefahren, auf der Suche nach einer Anabasis- Halbwüste. Die gab es dann aber nicht, so wie wir sie haben wollten und wir haben an einem Fleckchen Halbwüste gehalten, um noch zwei Aufnahmen zu machen. Mit den letzten Tröpfchen Benzin sind wir nach Bajanchongor gekommen, nachdem wir im Ort davor vergeblich auf den Tankwart gewartet hatten. Unsere Fahrer schienen nicht besonders beunruhigt zu sein. Das Wort „Benzin“ fiel zwar ab und zu, aber sie brachen nicht in Panik aus. Wahrscheinlich klappt im Endeffekt doch immer alles. Auf dem Markt wurde noch Brot besorgt und gleich im Ort Mittag gegessen- verteilt auf Guanzen oder im Auto. Danach sind wir nur noch gefahren. Mit dem frühen Ankommen wurde es mal wieder nichts- es wurde wieder 7 Uhr-, aber die Kochgruppe hat beschlossen, kaltes Abendbrot und Chinesische Tütensuppen aufzutischen, die noch nie so lecker waren, wie an einem kalten Abend. So war dann doch Zeit und jeder konnte seiner Wege gehen. Irgendwann war jeder erreichbare Berg in der näheren Umgebung belegt. Als es dunkel wurde, fanden wir uns wieder im Lager ein, haben Sterne gekuckt und den Sternschnuppen unsere Wünsche mitgeschickt. Der Himmel hier ist toll! Alles wirkt viel weiter und außerdem stört kein Licht von Städten. Plötzlich tauchte eine leuchtende Wolke auf und es blitzte. Die Spekulationen reichten von Außerirdischen bis zu einer atomaren Wolke. Als der Mond aufging- nicht mehr ganz rund, aber immer noch groß und dunkelgelb- bin ich ins Bett gegangen und kann über den weiteren Verlauf der Ereignisse nichts sagen.

text by: A. Leupert