04.08.2003 Von den nördlichen Ausläufern des Khangay-Gebirges nach Westen in die Bergsteppe bei Numreg

Allgemeine Charakterisierung der Landschaft

Unser morgendliches Lager befand sich noch in der Lärchentaiga des Khangay-Gebirges. Hier konnten wir bis in die alpine Stufe die typische Vegetationsausprägung vom Wald (bestehend aus Larix sibirica und Pinus sibirica), einem Birkenstrauchmoor, zu Zwergstrauchfluren, in der alpinen Stufe schließlich Kobresia-Matten und Polsterfluren kennen lernen.
Im Laufe dieses Tages kam es jedoch zu einem deutlichen Wechsel der Landschaft. Unsere Fahrt nach Westen führte uns in tiefere Lagen, der Nadelwald verschwand ganz allmählich, er zog sich zunächst auf die Berghänge zurück. Wir durchquerten heute damit den westlichen Teil der Waldsteppenzone des Khangay. Hier stocken die Lärchen nur noch inselartig an nord exponierten Berghängen, auf denen Permafrost oberflächlich taut und damit ein Baumwachstum ermöglicht: ein interessanter Anblick, besonders wenn man diese wechselnden Strukturen über weite Flächen von oben beobachten kann. Außerdem fuhren wir einige Male an Flusstälern entlang, in welchen ebenfalls aufgrund der ständigen Feuchtigkeit noch Bäume vorhanden sind. Hier wuchsen neben Lärchen auch verschiedene Weidenarten.
Die Landschaft öffnete sich zeitweise gänzlich, wobei es sich dann überwiegend um Federgrassteppen handelte. Unser Nachtlager schlugen wir wieder in der Bergsteppe auf.

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Unser morgendlicher Lagerplatz war an einem Bach, unmittelbar neben der Straße aufgebaut. Vor unserer Weiterreise Richtung Westen, wurden als einzige Vorstellung von Landschaft und Pflanzen an diesem Tage, noch wichtige Arten der Gebirgstaiga nachträglich präsentiert. Diese waren am Vortag bei der Besteigung eines Berges gefunden worden. Da nicht alle Exkursionsteilnehmer an dieser Wanderung beteiligt waren, gab Prof. Schickhoff eine Einführung in diesen Landschaftstyp und in die dortigen Arten. Nach der Vorstellung dieser
wichtigen und hier letztmalig auf der Reise zu findenden Pflanzen wurden die Zelte abgebaut und eine den ganzen restlichen Tag dauernde Fahrt stand vor uns. Denn auch dieser Tag wurde wieder gänzlich dem Fahren gewidmet, nach der Devise „noch drei Tage dann müssen wir in Khovd sein!“. Deshalb haben wir am vierten August keine intensiven Standortsanalysen durchführen können. Also fuhren wir erst mal mehrere Stunden in unseren geliebten Bussen Richtung Westen, wobei wir allmählich die Taiga verließen und sich Weite der Steppe vor uns öffnete. Eine wohl allen notwendige Rast wurde an einem sehr netten Ort eingelegt. Hier kreuzte ein kleiner Fluss die Piste, in welchem sich sogleich einige von uns die Füße kühlten. Von vielen wurde der Halt auch zur intensiveren Erholung, also zum Schlafen genutzt. Einige jedoch bestiegen einen Felsen der unmittelbar am Fluss lag. Dort wurde neben den oben erwähnten Pflanzen auch ein geopferter Pferdekopf gefunden, es handelte sich wahrscheinlich um einen heiligen Ort. Jedenfalls sah die Landschaft insgesamt schön genug aus um als heilig zu gelten. Nach einer halben Stunde musste dieses herrliche Plätzchen aber auch schon verlassen werden, Khovd hatte erst einmal Priorität. So fuhren wir nun wieder mehrere Stunden, diesmal aber nur noch durch die Steppe. Das hieß eigentlich keine landschaftliche Veränderung, bis auf die Gebirgskulissen am Horizont. Vor einer solchen Bergkulisse haben wir dann auch eine Herde rastender Kamele entdeckt und mussten deshalb unbedingt anhalten. Unsere mongolischen Fahrer mit wohl allen Situationen klarkommend, schnappten sich sogleich ein Kamel vor unseren etwas ängstlichen deutschen Augen und einer von ihnen führte uns erst einmal einen ordentlichen Kamelritt vor. Danach hatten zwei mutige Männer unsererseits auch die Möglichkeit ihm gleich zu tun und schlugen sich gar nicht so schlecht, nur einen weiteren Reiter wollte das Kamel nicht mehr dulden. Neben den zoologisch Interessierten kamen auch die Botaniker hier auch auf ihre Kost: endlich wurde Salsola monoptera entdeckt! Immer weiter durch die Federgras-Steppe ging die Fahrt dann am heißen Nachmittag Richtung Westen. Irgendwann, schon ziemlich erschöpft entschlossen wir uns dann an einem Berg etwas weiter von der Piste entfernt zu übernachten. Ungefähr gegen 19.00 Uhr war das Fahren für diesen Tag dann beendet. Wir hatten einen schönen Zeltplatz gefunden, von welchem wir einen großartigen Blick in die sich nun im Abendlicht färbende Steppe hatten. Natürlich fehlten auch die üblichen mongolischen Besucher an diesem Abend nicht, die kaum, waren die Zelte aufgebaut, schon zu uns stießen…

text by: R. Dommain