02.08.2003 Vom Ausläufer des Khangay Gebirges (zwischen Ikhtamir und Tsetserleg) bis zum Terkhiyn-Zagaan-Nuur

Allgemeine Charakterisierung der Landschaft

Die (Gebirgs-) Waldsteppe umfasst in der Mongolei den Khangay, die Gebiete zwischen Khangay, Khövsgöl und Khentey, den mongolischen Altai und dem Khingan nach HILBIG (1995) sind das etwa 25 % der Landesfläche. Diese Vegetationszone wird im Norden der Mongolei durch die Taiga und im Süden, im Nordwesten und im Zentrum durch die Steppe begrenzt.
Vor allem in den niedrigeren Bergregionen der Nordmongolei sind die Nordhänge und höhere Lagen oft mit Nadelwäldern bedeckt. Die Steppe beschränkt sich auf die südlichen Hänge und die Täler, so dass die Bergrücken oftmals die Grenze zwischen diesen beiden Vegetationstypen darstellen. Während der Fahrt hatten wir Gelegenheit, diese wie mit dem Lineal gezogene Scheidelinie mehrfach zu sehen. Ab Tsetserleg verläuft die Straße malerisch durch Schluchten und an Seen vorbei.
Nach Schickhoff (mdl. 2003) kann man in zunehmenden Höhen drei Lärchenwaldgesellschaften unterscheiden: 1. Geranio pseudosibirico Laricetum: mit Geranium pseudosibiricum, das kleinere Blüten als G. pratense hat. Hier lassen sich folgende Subassoziationen untergliedern: Aconitum barbatum Subassoziation; Caltha palustris Subassoziation. 2. Rhododendro Laricetum 3. Betulo fuscae Laricetum: mit Betula fusca und Betula platyphylla in der Strauchschicht.
In der unteren Bergstufe finden sich diese auf den Hangrücken, während die Täler durch das sommerliche Tauen des Frostbodens häufig vermooren. Unser Übernachtungsplatz lag zwischen Waldsteppe und Talmoor und wir konnten beide Standorte vergleichen.

Journal

Nach einer frostigen Nacht, die nicht nur auf einigen Zelten Rauhreif hinterlassen hatte, sondern auch auf Pflanzen, die ich sonst nicht unbedingt mit Eis bedeckt kenne, zog zunächst einmal der Frühnebel aus dem Tal und die Sonne gewann langsam wieder an Kraft und erwärmte uns bis zum Mittagessen schon wieder soweit dass ich liebend gerne in kurzen Sachen umher gelaufen wäre, wären da nicht die unzähligen Kriebelmücken gewesen, die auch von der Sonne wieder erweckt auf der ständigen Suche nach neuen Opfern waren. Womit sie, später an den vielen roten Punkten in den allen Gesichtern abzulesen, wohl auch sehr erfolgreich gewesen waren!
Gestärkt vom ausnahmsweise mal am Zeltplatz eingenommenen Mittagessen und nach dem mittlerweilen schon fast obligatorischen Zelte abbauen verließen wir dann erst um ca. 13:30 Uhr die buntblumige Waldsteppe und sollten erstmal für längere Zeit keine Bäume mehr sehen. Das Herbarmobil hatte zwischendurch mal Probleme einen Paß zu überqueren und rutschte rückwärts den Berg wieder hinunter. Sergej sah das Problem schon bevor die ganze Besatzung des Autos es mitbekam. Wir wunderten uns nur dass wir auf einmal mitten über die Steppe heizten. In der Annahme, dass Sergej gerne mal zwischendurch den Weg verläßt. Hinterher wurde uns klar warum er das getan hatte.
An einem riesigen heiligen Baum, der über und über mit blauen Chadacs geschmückt war, angekommen, spürte man wahrlich den Frieden dieses Ortes. Zumals als dann wie auf Bestellung noch zwei von Yaks gezogene Wagen auf der Bildfläche erschienen und die beiden Reiter, die die Yaks hinter sich herzogen sich eine Weile zu dem alten Mann ganz in der Nähe des Baumes setzten um ein wenig Airag mit ihm zu trinken und um einfach nur zu reden.
An der Tschuluut Gol- Schlucht wurden wir dann in die Frühzeit zurückversetzt als wir Trilobitenverwandte friedlich in einer schlammigen Pfütze planschen sahen. Und völlig fasziniert ihre Bewegungen beobachten konnten. Als wir später eine nicht enden wollende Hochebene durchquerten lernten wir noch mehr verschiedene Variationen des mongolischen Wetters kennen: die Wolken gaben ihr Bestes und regneten und hageleten, nur um später der Sonne wieder ein Loch zu gewähren damit sie uns zeigen konnte, dass sie doch noch existierte. Um danach gleich ein Gewitter mit Blitzen und Donner aufkommen zu lassen. Zwischenzeitlich hatte sich die Steppe weiß gefärbt und man konnte sich einen kurzen Moment ausmalen wie dieses Land wohl im Winter aussehen mag.
Vorbei an unwirklich im Regen liegenden Geröllfeldern in der Nähe des Chorgo-Vulkans näherten wir uns langsam einer nicht wirklich viel versprechend wirkenden Brücke, die den Eingang zum Nationalpark darstellte. Nachdem wir unser Eintrittsgeld bezahlt hatten war es dann wirklich soweit; wir mußten über diese Brücke drüber! Und wie sollte es auch anders sein: es klappte alles wunderbar! Kein Brett der Brücke war gebrochen und kein Bus war in den Fluß unter der Bücke gestürzt! Nun folgte ein abenteuerliches „Gehoppel“ über die Basaltfelder direkt unterhalb des Vulkans! Mit krampfhaften Festhalten damit auch jeder auf seinem Sitz blieb und nicht durch den Bus rollte. Zwischendurch machten einige Köpfe schmerzhafte Bekanntschaft mit der Decke des Busses, die ja eigentlich immer in unerreichbarer Ferne schien. Immer wieder begleitet von Sergej´s Lachen, wenn er mal wieder über ein ganz besonders hohes Hindernis fuhr oder sich der Wagen besonders schräg stellte. In der kleinen „Wendeschleife“ angekommen machten wir uns zugleich daran den Vulkan zu besteigen, um nach einigen Anstrengungen in 2240 m Höhe den wunderbaren Ausblick über den gesamten Terchijn Tzagaan Nuur- See und der übrigen Umgebung des Vulkans zu genießen. Langsam veränderte sich das Licht und die Sonne machte sich daran unterzugehen.So dass wir später an unserm Zeltplatz direkt am See im Dunkeln unsere Zelte aufbauten.

text by: S. Noll